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24.10.2025
Nach einem Traum von Doshi
Pavillon von Studio Sangath in Weil am Rhein
Er hat nie außerhalb Indiens gebaut. Erst jetzt, zwei Jahre nach seinem Tod, reiht sich posthum ein Bau auf ausländischem Boden ins Oevre von Balkrishna Doshi. Wenn es auch ein vergleichsweise kleiner Bau ist, an dessen Realisierung er nicht mehr beteiligt sein konnte: Morgen wird auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein ein Pavillon namens Doshi Retreat eröffnet.
Es ist das letzte Projekt, an dem Doshi vor seinem Tod 2023 arbeitete. Er entwarf es zusammen mit seiner Enkelin (und früheren Mitarbeiterin) Khushnu Panthaki Hoof und ihrem Mann Sönke Hoof, die das Studio Sangath führen. Das Büro ist in einem gleichnamigen, von Doshi errichteten Gebäude in Ahmedabad ansässig und hat dort im letzten Jahr das Kanoria Centre for Arts erweitert, das ebenfalls vom indischen Pritzkerpreisträger stammt.
Auf den ersten Blick würde man den Pavillon in Weil am Rhein nicht unbedingt Doshi zuordnen. Auf dem Vitra Campus kann man nun zwei gewundene, von rostrotem Stahl eingefasste Pfade durchwandeln, die sich sukzessive aus dem Boden heraus zu einer trichterartigen Skulptur erheben. Da ist wenig von Le Corbusier oder Louis Kahn zu erkennen, die Doshi zu Beginn seiner Karriere prägten. Später allerdings setzte er durchaus auch auf organische Formen.
Entstanden ist das Doshi Retreat auf Inititiative des ehemaligen Vitra-Chefs Rolf Fehlbaum. Nach einem Besuch des indischen Modhera-Sonnentempels wollte Fehlbaum einen „Ort der Kontemplation für den Campus“ bauen lassen und fragte Doshi. Über dessen Entwurf sagt Khushnu Panthaki Hoof: „Diese Architektur entstand aus einem Traum von Doshi, in dem er zwei ineinander verschlungene Kobras sah.“ Daraus habe der Architekt zunächst eine schriftliche Erzählung und daraufhin ein skizziertes Konzept aus Notizen und Assoziationen entwickelt.
Für den Pavillon wurde zwischen der Produktionshalle von Nicholas Grimshaw und dem Konferenzpavillon von Tadao Ando eine sanft hügelige Wiese modelliert. In diesen angehobenen Boden ließen die Architekt*innen die schlangenförmigen Wege schneiden. Für die Wände kam Stahl zum Einsatz, der hauptsächlich aus recyceltem Metallschrott besteht.
Eine wesentliche Rolle für die kontemplative Erfahrung spielt der Klang. In den Boden wurde ein Audiosystem eingelassen, das wechselnde Tonsequenzen eines Gongs und einer keramischen Flöte abspielt. Am Ende führt ein kurzer Tunnel in den offenen Kontemplationsraum. Hier treffen die Besucher*innen auf eine von einem Regenwasserbecken umgebene, steinerne Plattform. In der Mitte hängt ein Gong und darüber eine kreisförmige Scheibe. Ihre Untersicht wird von einem handgehämmerten Messing-Mandala geschmückt, das in Indien gefertigt wurde.
Am Samstag wird das Doshi Retreat offiziell eröffnet. Mal sehen, ob die Gong- und Flötenklänge bald vom Rufen fröhlicher Kindern übertönt werden, die hier Fangen spielen. Die Struktur lädt jedenfalls dazu ein. (mh)
Fotos: Julien Lanoo, Daisuke Hirabayashi, Marek Iwicki
Zum Thema:
2019 gab es im Vitra Design Museum eine große Ausstellung über Balkrishna Doshi zu sehen, zu der BauNetz WOCHE #535 erschien.
vitra.com
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