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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Hyatt-Center_in_Chicago_eroeffnet_-_mit_Kommentar_der_Redaktion_20739.html

18.07.2005

Hochhaus als Bunker

Hyatt-Center in Chicago eröffnet - mit Kommentar der Redaktion


In Chicago wird am 19. Juli 2005 das neue Hyatt Center eröffnet. Bauherr war die Milliardärs-Familie Pritzker, die auch alljährlich den gleichnamigen Architektur-Preis vergibt. Henry Cobb vom New Yorker Büro Pei Cobb Freed hat das Hochhaus auf einem engen, blocktiefen Grundstück entworfen.

Die Fensterrahmen sitzen bündig in der Fassade, die von horizontalen Streifen aus rostfreiem Stahl geprägt wird. Am South Wacker Drive, zwei Blocks nördlich vom Sears Tower gelegen, entstand zu Fuße des Neubaus eine öffentliche Plaza.
Der gekurvte 49 Stockwerke hohe Turm musste aufgrund der veränderten Sicherheitslage nach dem 11. September 2001 geändert werden. Ursprünglich sollte der Tower von Norman Foster entworfen werden, der einen eckigen Turm vorsah, in dem Brücken einen Aufzugskern verbinden - mit einem spektakulären Atrium dazwischen.

Am 12. September 2001 jedoch, einen Tag nach den Anschlägen in New York, hat Penny Pritzker, die Präsidentin der Pritzker Realty Group, Foster den Auftrag entzogen. Der erste Golfkrieg 1990-91 hatte das Geschäft der Hyatt-Hotelkette bereits empfindlich gestört, und die Geschäftsführung sah in dem Anschlag nun noch eine größere Gefahr für ihr Geschäft und scheute die Investition für den aufwändigen Foster-Entwurf. Der Turm, der ursprünglich als Corporate Headquarter geplant war, sollte nun ein spekulatives Bürohaus mit kleinem Budget werden. Auch die Sicherheitsauflagen wurden verstärkt: Der örtliche Landschaftsarchitekt Peter Schaudt hat Pflanzkübel entworfen, die als Schutz gegen Autobomben fungieren.
Von den beiden hohen Lobbies gelangt man über einen niedrigen Metalldetektor in die innere Aufzugslobby mit Bambusbäumchen und Fontainen.

Weil einer der wichtigsten zukünftigen Mieter, eine Anwaltskanzlei, keine Eckbüros wollte, entwarf Cobb einen fischförmigen Grundriss ohne Ecken. Cobb hatte bereits zuvor ein ähnlich gekurvtes Hochhaus in Paris-La Défense entworfen.


Kommentar der Redaktion:

Da die Hyatt-Foundation mit dem alljährlich vergebenen Pritzker-Preis für sich selbst gerne in Anspruch nimmt, ein wichtiger Förderer der Baukunst zu sein (was man ihren Hotels auch nicht immer ansieht), muss man den Neubau der Pritzkers besonders kritisch beäugen. Dass ausgerechnet dieser Bauherr einem Pritzker-Preisträger den Auftrag zu Gunsten eines Architekten entzogen hat, der (zumindest in Europa) nicht für Baukultur steht, zeugt von doppelter Moral.
Das Hyatt-Center mag ein ordentlich entworfenes Bürohaus geworden sein, der golfkriegsbedingte Geldmangel und die hohen Sicherheitsauflagen erzählen eine traurige Geschichte davon, wie schwierig selbst in der schönsten Hochhausstadt der Welt und dem Geburtsort des Wolkenkratzers der Bau von guten Hochhäusern nach dem 11. September geworden ist.

Ulf Meyer


Zum Thema:

www.hyattcenterinfo.com


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