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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Erhalt_des_niederlaendischen_Expo-Pavillons_immer_unwahrscheinlicher_7785.html

12.10.2000

MVRDV geht in die Offensive

Erhalt des niederländischen Expo-Pavillons immer unwahrscheinlicher


Das Rotterdamer Architekturbüro MVRDV hat eine Entwurfsstudie für die Nachnutzung des von ihm entworfenen niederländischen Pavillons auf der Expo 2000 in Hannover vorgestellt. Eine Visualisierung dieser Planungen wurde am 12. Oktober 2000 vom BauNetz und am 13. Oktober in der Süddeutschen Zeitung erstmals veröffentlicht.
Nach dieser Studie könnten vier der fünf Geschosse des 40 Meter hohen Pavillons so umgerüstet werden, dass klassische Nutzungen, wie zum Beispiel Büroflächen, in dem ungewöhnlichen Gebäude prinzipiell möglich werden. Bisher sind alle Geschosse der „gestapelten Landschaften“ klimatisch nicht abgeschlossen und nicht beheizbar.

Die Architekten wünschen sich eine „respektvolle Nachnutzung“, wie Jacob van Rijs von MVRDV gegenüber dem BauNetz sagte. Ihre Studie sieht vor, das Eingangsgeschoss („Dünen“) mit Glasfassaden zu versehen und als Eingangslobby zu nutzen.
Das erste und zweite Obergeschoss könnte demnach ebenfalls mit Glasfassaden wetterfest gemacht werden. Das dritte Obergeschoss mit der charakteristischen "Waldlandschaft" soll in jedem Falle offen bleiben, während im darüberliegenden vierten Obergeschoss der bestehende Raumabschluss aus wasserbenetzten Strukturen „von außen nach innen“ geholt werden könnte - auch hier sollen also Glasfassaden angeordnet werden. Das bislang völlig im Freien liegende Dachgeschoss mit seinen Windgeneratoren könnte in Teilen zusätzliche regensichere Aufbauten erhalten. Nach diesem Vorschlag ist ferner vorgesehen, einen der das Gebäude umlaufenden Treppenstränge mit einer Überdachung und einer Glasfassade zu versehen.
Insgesamt würde mit dem Umnutzungsvorschlag das Erscheinungsbild des spektakulären Pavillons weitgehend erhalten bleiben können. Die Architekten weisen aber darauf hin, dass weitergehende Planungen erst möglich werden, wenn konkrete Nutzungsanforderungen gestellt werden.

Hintergrund des Vorstoßes der Architekten ist die prekäre baurechtliche Situation auf dem Expo-Gelände: Der niederländische Pavillon besitzt eine temporäre Ausnahmegenehmigung, die mit Ablauf des 28. Februar 2001 erlischt. An diesem Tage muss entweder der Bebauungsplan (B-Plan) so geändert sein, dass er dem bestehenden Pavillon entspricht, oder der Pavillon muss abgerissen sein. Im gültigen B-Plan ist für das Expo-Gelände Ost, auf dem sich der niederländische Pavillon befindet, ein Gewerbegebiet vorgesehen, dessen Bauten maximal 25 Meter hoch sein dürfen.

Eine Änderung des B-Plans, die politisch beschlossen werden müsste, scheint nur durchsetzbar, wenn sehr bald ein Investor gefunden wird, der ein tragfähiges Nachnutzungskonzept vorlegt. Einen konkreter Interessenten gibt es aber nach vorliegenden Informationen bislang nicht. Mittlerweile ist ein Hamburger Immobilienmakler beauftragt worden, Kaufinteressenten für den Pavillon zu finden - auf dieses Ansinnen wird im Pavillon mit einem Schild hingewiesen (als Zoombild hinterlegt, Foto: Ulrike Rau).

Der Grundstückseigentümer, die Expo Grund GmbH, ist grundsätzlich dafür, den Pavillon zu erhalten. Deren Geschäftsführer Frank Köllner legte gegenüber dem BauNetz allerdings unmissverständlich Wert darauf, dass es sich um eine wirtschaftlich tragfähige Nutzung handeln müsse.
Die niedersächsische Landesentwicklungsgesellschaft NILEG, die das Ostgelände in ein Gewerbegebiet überführen soll, hat ebenfalls ein Interesse am Erhalt des Pavillons - und möglichst vieler weiterer Gebäude auf dem Gelände. Deren Geschäftsführer Bernd Hermann kann sich gut vorstellen, den niederländischen Pavillon in das Nutzungskonzept für die angrenzenden Expo-Plaza einzubeziehen. Er sieht allerdings architektonische Schwierigkeiten, den Pavillon sinnvoll umzunutzen.

Niemand der vor Ort Beteiligten scheint derzeit willens zu sein, eine Verlängerung der Ausnahmegenehmigung für den Pavillon zu beantragen, um Zeit zu gewinnen.
Die NILEG sieht dazu keine Veranlassung, da ihr das Grundstück nicht gehört und sie es bisher auch nicht kaufen konnte.
Die Expo Grund GmbH hofft weiterhin, in den nächsten Monaten einen Interessenten zu finden. Auf die Frage, ob sie den Abriss in Kauf nehme, falls bis Februar 2001 kein Nachnutzungskonzept vorhanden sein sollte, antwortete Geschäftsführer Köllner gegenüber dem BauNetz: „Wir wollen die Tür sicherlich nicht komplett zuschlagen, aber so ein Pavillon wird durch Leerstand nicht schöner.“

Lesen Sie hierzu auch den aktuellen Kommentar der BauNetz-Redaktion.

Die Simulation des Umnutzungsvorschlags von MVRDV (Visualisierung: Group for Architecture, Rotterdam) können Sie wie gewohnt durch Anklicken als Zoom-Bild abrufen. Zusätzlich können Sie es als 1,3 MB große JPEG-Datei (1700x2519 Pixel) hier herunterladen.

Beachten Sie auch die BauNetz-Übersicht über alle Expo-Bauten in Hannover unter der Adresse www.BauNetz.de/expo


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