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01.06.2006

Die letzte Meldung

Biosphäre in Arizona wird zum Altersheim


Die Weltraumfahrt war das große Ereignis der Wissenschaft im 20. Jahrhundert. Und ein kolossaler Flop: Kalt und dunkel ist es draußen im All, weder Gott noch verwertbare Rohstoffe hat man da gefunden, von der Teflonpfanne einmal abgesehen. Ganz umsonst war die teure Raumfahrt dennoch nicht: Wenigstens der Blick zurück auf den Blauen Planeten hat die Einzigartigkeit unserer Erde für jeden erlebbar gemacht und vielleicht zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit ihr angeleitet.

Ähnlich verhält es sich mit der berühmten Biosphäre in der Wüste von Arizona:
Als 1991 acht Forscher in dunkelblauen Star-Trek-Uniformen die Biosphäre, ein autarkes Terrarium mit 3.800 Pflanzenarten am Fuße der Santa Catalina Mountains, betraten, wollten sie es erst nach zwei Jahren ohne Zugabe von Essen, Wasser oder Luft wieder verlassen. Das Experiment wurde ebenfalls ein teurer Flop: Der Sauerstoff ging aus, das Wasser wurde sauer, die Nutzpflanzen trugen nicht, und die Bionauten magerten ab, während die Ameisen sich übermäßig ausbreiteten. Heimlich wurden 6.000 Kubikmeter Luft in die Halle gepumpt und Lebensmittel hinein geschmuggelt. Vergeblich. Schließlich wurden die Bionauten verhaftet, weil sie die Siegel aufgebrochen hatten.

Das Vorzeigeprojekt, das ehemals Kilometer weit entfernt von den nächsten Zeichen menschlicher Zivilisation gebaut wurde, ist mittlerweile zum Nukleus einer riesigen Neustadt geworden, die in absehbarer Zeit die beiden Großstädte Phoenix und Tucson zu einer einzigen Metropole verschmelzen wird. Das berichtet die New York Times am 28. Mai 2006.
Die Biosphäre war dazu da, die Umgebung der Erde zu simulieren. Ihr Erliegen im Sprawl bietet nun genau das. Das für 200 Millionen Dollar des texanischen Ölbarons Ed Bass gebaute Gelände wurde gerade an die Firma Fairfield Homes verkauft. Der Vertrag gestattet den Abriss des Mikrokosmoses in der Sonoran-Wüste. An seiner Stelle will der neue Besitzer die „Biosphere Estates“ gebaut werden: Ein Altersheim.
Ob es auch den ausgedienten Bionauten dient?

Ulf Meyer


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