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07.08.2025
Frische Verwaltung
studiolada bei Nancy
Auf Neuves-Maisons im Nordosten Frankreichs, rund zehn Kilometer südlich von Nancy, kommt in den nächsten Jahren ein großer städtebaulicher Wandel zu. Am westlichen Ortrand soll ein Areal, auf dem sich aktuell Handwerksbetriebe, Gewerbe und ein Supermarkt befinden, zum Stadtquartier mit Wohnungen, Schulen und Sportanlagen transformiert werden. Den Auftakt macht der neue Verwaltungssitz des Gemeindeverbands Moselle et Madon, zu dem 19 Gemeinden und etwa 30.000 Menschen zählen. Entworfen wurde der ruhige, aber gezielt akzentuierte Baukörper von Benoit Sindt und Aurélie Husson vom Kollektiv studiolada aus Nancy.
Das langgestreckte, zweigeschossige Volumen orientiert sich in Ausrichtung und Abmessung am ehemaligen Betonfertigteilwerk, das hier stand. Ursprünglich wollte man dessen Fundamente wiederverwenden, doch ihre Tragfähigkeit war zu gering. Stellvertretend kam eine Pfahlgründung zum Einsatz. Die Flächen rundherum wurden entsiegelt und begrünt. Markantestes Merkmal ist das Walmdach – obgleich seine rötlich patinierte Zinkhaut aufgrund der flachen Neigung nur begrenzt sichtbar ist. Dennoch lenken die drei pyramidenartigen, mit Tonziegeln gedeckten Dachlaternen den Blick unweigerlich nach oben. Die Fassade aus vertikalen Douglasienlamellen wird vom weit auskragenden Dachüberstand geschützt und greift optisch dessen Sparren auf.
Innen öffnet sich ein mittiges Atrium, das sich über die gesamte Länge zieht und durch die Dachlaternen belichtet wird. Zwei Treppen führen ins Obergeschoss, wo eine Galerie mit Podesten für kleine Aufenthaltsorte sorgt. Die Büros, Besprechungs- und Personalräume sind beidseitig des Atriums organisiert. Sie werden durch zwei tiefe Rücksprünge an beiden Längsfassaden gegliedert, in denen sich die Eingänge auf der einen und die Sanitärbereiche auf der anderen Seite befinden. Im Norden verbindet ein zweigeschossiger Glasbau den Neubau mit einem Bestandsgebäude der Verwaltung.
Konstruktiv setzten die Architekt*innen auf Holz – sichtbar im Atrium, mit Sparren, Pfosten und Balken aus Vogesenfichte. Gedämmt wurde mit Holzwolle. Die nichttragenden Wände zwischen den Büros bestehen aus insgesamt 18.000 handgefertigten Lehmziegeln. Der Lehm stammt aus nahegelegenen Orten, wurde mit Stroh versetzt und in Workshops mit mehr als 300 Freiwilligen zu Ziegeln produziert. Sie verbessern die thermische Trägheit des Gebäudes, das ohne Klimaanlage auskommen soll, so Architekt*innen. Einige Ventilatoren unterstützen die Durchlüftung.
Für die rund 2.000 Quadratmeter realisierter Fläche investierte der Gemeindeverband 4,2 Millionen Euro netto. Entstanden ist ein Bau, der Low-Tech-Strategien umsetzt und zeigt, dass Verwaltungsarchitektur nicht zwingend hermetisch und dröge daherkommen muss. (gk)
Fotos: Ludmilla Cerveny
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