Völlig überraschend ist am 29. Februar 2004 der Architekt Otto Steidle im Alter von 60 Jahren auf seinem Bauernhof in Niederbayern gestorben.

Steidle, der 1943 geboren worden ist, galt als Vertreter einer emanzipatorischen, lockeren, flexiblen Zweiten Moderne. Kennzeichen seiner Bauten sind Leichtigkeit, Improvisation und - Farbe.

Der erste wichtige Bau des Büros Steidle und Partner ist das Wohn- und Atelierhaus in der Genter Straße in München (1971), das unter anderem auch das Büro der Architekten aufnimmt. Hier wird zum ersten Mal vorgeführt, was für Jahre das formale Markenzeichen des Architekten werden soll: die typischen auskragenden Balkenköpfe des Stahlbeton-Fertigteilbaus aus dem Industriebau. Weitere wichtige Stationen sind die Erweiterung der Uni Ulm auf dem Eselsberg mit eleganten farbigen Holzbauten und die Wohnhäuser mit „Treppenwegen“ anlässlich der „documenta urbana“ auf der Dönche in Kassel (1982). Reihenhäuser an der Pilotengasse in Wien (1991) erinnern mit ihrem „Turmzimmer“ an das Vorbild Bruno Taut.

Eines seiner größten Projekte weist bereits in den Bereich des Städtebaus: Der Neubau für Gruner und Jahr in Hamburg (1984-91; mit Uwe Kiessler) ist eine Stadt in der Stadt für 2.500 Mitarbeiter, die dennoch offen und einladend wirkt.
Zuletzt hatte Otto Steidle mit einem Wohnhochhaus auf der Theresienhöhe einen Beitrag zur Münchener Hochhausdebatte geleistet.

Erst am 15. Februar war eine Ausstellung „Otto Steidle - Land Stadt Haus“ anlässlich Steidles 60. Geburtstag in der Pinakothek der Moderne in München beendet worden. Diese Ausstellung soll ab 19. März in der Galerie Aedes West in Berlin gezeigt werden. Ob die Ausstellung stattfindet, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Pinakothek denkt auch über eine Verlängerung der Ausstellung als Hommage an Steidle nach.

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