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27.02.2009

Der Gehry-Effekt

Zum 80. Geburtstag des amerikanischen Architekten


Der Mann hat spät angefangen zu bauen – jedenfalls in der Manier zu bauen, mit der er dann weltberühmt geworden ist. Das hat er gemeinsam mit so manchem Architektenkollegen, der (oder die) 1988 im MoMA mit der Ausstellung „Deconstructivist Architecture“ in den Olymp jener Stilmarotte aufgenommen wurde, die die Postmoderne ablösen wollte.

Frank O. Gehry, 1929 als Ephraim Owen Goldberg geboren, hat mit seinem eigenen Haus 1978 das wohl erste dekonstruktivistische Gebäude der Welt entworfen. Diese Architektur – fließende Formen, die heute längst aus dem Computer kommen – hat er fortan als Markenzeichen gepflegt und damit das postmoderne Phänomen des „Star-Architektentums“ mitbegründet. Gemeint ist  die zweifelhafte Übung vieler Bauherren von Bilbao bis Berlin, von Herford bis Hannover, „ein Stück Gehry“ zu bestellen und dann genau das Erwartete zu bekommen: ein wild und asymmetrisch geformtes, oftmals eingedrückt und tordiert wirkendes Konglomerat von ineinanderfließenden Volumina, oftmals unberührt von Anforderungen des Orts, der Klimazone oder gar des Nutzers.

Unbestreitbar, dass mit einer solchen Trademark-Architektur bei günstiger Konstellation auch ein erheblicher außerarchitektonischer Effekt erzielt werden kann – exemplarisch vorgemacht bei Gehrys Guggenheim-Museum in Bilbao (1997). Hier hat es ein einziges Architekturprodukt geschafft, einer ganze Stadt und Region zu nachhaltigem Aufschwung zu verhelfen und sie zu einer Touristendestination ersten Ranges zu machen. Doch versuchen inzwischen allerorts Trittbrettfahrer durch die Beauftragung von Gehry (und anderen üblichen Verdächtigen), diesen „Bilbao-Effekt“ nachzuahmen – und landen dabei nicht selten beim Gegenteil des Gewünschten.

Von glücklicher Hand geprägt sind die drei bedeutendsten Gehry-Bauten in Deutschland: Das Vitra-Museum in Weil am Rhein (1989) begründete den Ruhm des Standorts. Die DG-Bank am Pariser Platz (2000) in Berlin ist wohl das gelungenste Gebäude an diesem nach dem Mauerfall erneut baulich gefassten Platz. Trotz (oder gerade: wegen) der restriktiven Vorgaben gelang dem Architekten hier ein Meisterwerk aus großzügiger Fassade und Blob im Inneren. Auch seine Bauten am Düsseldorfer Zollhafen (1999) gelten als Initial der erfoilgreichen Revitalisierung einer Hafenbrache zum Kreativen-Standort.

Frank O. Gehry, der für sein Lebenswerk 1989 den Pritzker-Preis bekam und 2008 den Goldenen Löwen der Biennale Venedig, feiert am morgigen 28. Februar 2009 seinen 80. Geburtstag.

Benedikt Hotze


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