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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnhaus_von_Luca_Compri_Architetti_in_Varese_6937432.html

10.07.2019

Moderne Spolien für den Archäologen

Wohnhaus von Luca Compri Architetti in Varese


Als der berühmte Archäologe, Troja-Entdecker und deutsche Kaufmann Heinrich Schliemann im späten 19. Jahrhundert sein eigenes Haus in Athen errichtet ließ, soll  er seinem Architekten Ernst Ziller nur wenige Vorgaben gemacht haben: „Ich möchte Weiträumigkeit und nichts mehr. Du kannst jeglichen Stil auswählen“, heißt es auf Wikipedia. Man könnte vermuten, dass der italienische Archäologe, für den Luca Compri Architetti (LCA) nun ein Haus im norditalienischen Varese gebaut haben, etwas genauere Vorstellungen hatte. Jedenfalls ist sein bewohnbarer Kubus im Gegensatz zu Schliemanns eklektischem graeco-toskanischen Stadtpalais von ziemlich einheitlicher Strenge.

Zunächst. Denn in dieses zeitgenössisch-minimalistische Wohnhaus haben die Architekten aus Varese einige Anspielungen auf den Beruf des Bauherren integriert. Die Außenwände des zweigeschossigen, nahezu würfelförmigen Baus bilden ein historisches Mauerwerk nach, wie es etwa aus der römischen Antike überliefert ist: Die Wandoberfläche zeigt die Konturen eines Backsteinmauerwerks, punktuelle Einsätze aus Naturstein ähneln den Marmorbalken und -pfeilern antiker Konstruktionen. Allerdings ist das scheinbare Mauerwerk aus geriffeltem Beton, die Natursteineinsätze sind aus Travertin. Zudem sind beide Materialien – das ist ungewöhnlich – recycelt. Luca Compri Architetti verwendeten großteils wiederverwertete Baustoffe, die sie aus abgerissenen Gebäuden und stillgelegten Steinbrüchen gewannen. Bei einer Wohnfläche von 190 Quadratmetern beliefen sich die Baukosten des Kubus auf 250.000 Euro.

Anders als Schliemanns Palais in der Athener Innenstadt ist das Wohnhaus dieses Archäologen nicht für den öffentlichen Blick gestaltet. Es steht am äußersten Rande einer Siedlung und ist von Bäumen umwachsen. Im Erdgeschoss befinden sich ein großes und helles Wohnzimmer mit Küche, Esszimmer und ein kleines Bad; im ersten Stock befinden sich die Schlafzimmer, zwei Hauptbäder und das Arbeitszimmer des Bauherrn. Mit großen Fenstern in alle Himmelsrichtungen inszenieren die Architekt*innen die umgebende Landschaft, die von Weinbergen und Felderwirtschaft geprägt ist. (sj)

Fotos: Simone Bossi


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