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30.06.2023

Fesche Tonne

Wohnhaus in Ihlow von AG8 Architektur und Yana Kyuchukova


Mit diesem Haus ist den jungen Berliner Architekt*innen von AG8 Architektur ein vielversprechender Einstieg in die Selbstständigkeit gelungen. Die Projektgenese stellt das typische Prozedere dar: 2019 waren Albert Herrmann, Bernd Miosge und Yana Kyuchukova zur gleichen Zeit beim Berliner Büro ifau angestellt, als sie nebenbei begannen, an einem eigenen Projekt zu arbeiten. Akquirieren konnten sie es klassischerweise über fünf Ecken im Bekanntenkreis. Natürlich handelt es sich dabei um ein kleines Einfamilienhaus. Im Zuge dieser nach Feierabend stattfindenden Planungen entschieden sich Miosge und Herrmann dazu, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen und das Projekt als AG8 fertigzustellen.

Ihr Erstlingswerk steht am nördlichen Rand der Märkischen Schweiz in Ihlow, das so etwas wie eine kleine Pionierplattform zu sein scheint. Denn in dem brandenburgischen Örtchen finden sich auch frühe Projekte von zwei mittlerweile etablierten Berliner Büros – ein Stampflehmhaus von ZRS und eine bunte Datsche von Hütten & Paläste, die 2006 beziehungsweise 2010 fertiggestellt wurden. Das Haus von AG8 befindet sich etwas zurückgesetzt auf einem langgestreckten Grundstück zwischen mehreren Obst- und Laubbäumen. Auf 125 Quadratmeter Nutzfläche wohnt dort seit vergangenem Jahr eine vierköpfige Familie. Die Baukosten belaufen sich auf 285.000 Euro Brutto.

Ein Satteldach wie die meisten Nachbarn besitzt der Bau zwar nicht, dennoch fügt er sich gut in die struppige Vegetation der Parzelle ein. Das mag einerseits daran liegen, dass er dank seiner bungalowartigen Erscheinung nostalgische Feriengefühle weckt, andererseits aber auch an der prägnanten Gestaltung. Vor allem das luftige Tonnendach fällt sofort ins Auge. Die Architekt*innen verwendeten ein Systemdach, das üblicherweise für Produktionshallen, Tankstellen oder Autohäuser zum Einsatz kommt. Jedoch ist das dem Produkt keineswegs anzumerken. Stattdessen vereint es eine kostengünstige und praktische Bauweise mit erfrischender Ästhetik. In etwa drei Tagen wurden die Sandwich-Elemente mit integrierter Dämmung montiert. Die notwendigen Zugseile an der Unterseite dienen gleichzeitig als Aufhängung für die Deckenlampen.

Die Wände sind einschalig und folgen so dem derzeit viel besprochenen Prinzip des einfachen Bauens. Ursprünglich wollte man das Mauerwerk aus nicht gefüllten Poroton-Ziegeln sogar komplett roh belassen, wie Miosge verrät. Um die Dichtigkeit sicherzustellen, wurden die Außenwände jedoch mit einer Kalkschlemme versehen und innenseitig verputzt. Entsprechende Erfahrungswerte mit den bauphysikalischen Eigenschaften der monolithischen Bauweise konnte man sich zuvor bei der Architektin Michelle Howard und ihrem Stacked House in Berlin einholen.

In der zentralen Wohnhalle ergibt sich durch die zu großen Teilen roh belassenen Materialien ein abwechslungsreiches Bild. Die unverputzten Hochlochziegel der beiden Trennwände, hinter denen die Schlaf- und Arbeitszimmer liegen, werden mit Holzoberflächen, geschliffenem Estrichboden und grünen Stahlbauteilen kombiniert. Darüber wölben sich die hellen Dachschalen. Zu beiden Längsseiten öffnet sich der Wohnraum großzügig in den tiefen Garten. Gen Süden wird er mit einer einfachen Pergola, an der künftig Glyzinien ranken sollen, nach draußen erweitert. Noch befindet sich AG8 in der Gründungsphase. Mit einem Baugruppenhaus im Norden Brandenburgs stehe das nächste Projekt aber bereits in Aussicht. Man darf gespannt sein. (mh)

Fotos: Jasper Schulte


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