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30.09.2010

Würdevolle Schönheit

Wettbewerb für Bistumshaus Speyer


Die pfälzische Stadt Speyer ist ein gutes Beispiel dafür, wie wenig die aktuelle Größe mit der tatsächlichen Bedeutung eines Ortes zu tun hat: Mit ihren rund 50.000 Einwohnern genießt sie heute nicht einmal Großstadtstatus, der historische und kulturgeschichtliche Wert der über 2000 Jahre alten römischen Gründung lässt jedoch viele Millionenmetropolen schwach aussehen. Kein Wunder also, dass im Schatten des Doms zu Speyer auch bei den Neubauten der Diözese besonderes Augenmerk auf qualitätvolle Architektur gelegt wird. So wurde jetzt ein geladener Wettbewerb für den Umbau des Bistumshauses Sankt Ludwig entschieden, dessen Ergebnisse seit heute öffentlich sind. Dabei entschied sich die Jury unter Vorsitz von Jörg Aldinger (Stuttgart) aus acht Teilnehmern für zwei zweite Preisträger:

  • 2. Preis: Peter Krebs, Karlsruhe
  • 2. Preis: Architekturbüro Oliver Brünjes, Saarbrücken
  • 3. Preis: AV1 Architekten, Kaiserslautern
  • Anerkennung: Wandel Hoefer Lorch + Hirsch , Saarbrücken

Das Bistumshaus soll in Zukunft nicht mehr nur als Gäste- und Tagungshaus, sondern auch als „geistliches Zentrum“ fungieren und die Nutzungen des Priesterseminars aufnehmen. Bestandsbauten sowie Außenräume sollen so umstrukturiert und bei Bedarf erweitert werden, dass die verschiedenen Anforderungen möglichst unabhängig voneinander erfüllt, jedoch gleichzeitig Synergie-Effekte genutzt werden. Materialien und Räume sollen von „würdevoller Schönheit“ sein und eine „qualitätsvolle Atmosphäre“ erzeugen.

Die Jury, die die beiden gleichrangigen Preisträger zur Weiterbearbeitung empfahl, beurteilte den Entwurf von Peter Krebs mit folgenden Worten:

„Die Entwurfsidee greift den Klostergedanken auf und reaktiviert den Bereich des ehemaligen Klosterhofes. An der Südseite wird die bislang offene Raumkante durch einen neuen Baukörper ergänzt, der in seinem Volumen an das früher dort befindliche Kirchenschiff erinnert. Aus der Maximiliansstraße kommend wird ein einladendes Entree geschaffen, welches den Besucher in das Areal führt. Die Verfasser sehen einen umlaufenden Erschließungsgang vor, der die inneren Funktionen zusammenbindet und darüber hinaus an einen Kreuzgang erinnert. Folgerichtig werden die Gästezimmer zu diesem Innenhof angeordnet.

Der neue Bibliotheksbaukörper an der Ecke Johannesstraße/Große Greifengasse ist städtebaulich so plaziert, dass von beiden Straßen eine selbstverständliche Führung auf einen erhöhten Platz erfolgt. Dadurch wird der bestehende Niveausprung geschickt gelöst, und es entsteht ein zweiter halböffentlicher Raum, der sowohl Eingangszone als auch Treffpunkt darstellt und sich durch die angelagerte Bibliothek auch dem externen Besucher öffnet. Ob dieser Eingangshof in allen Teilen die gewünschte architektonische Qualität besitzt, wird seitens des Preisgerichts hinterfragt.

Kritisch bewertet wird die Anordnung der Seminarräume im Dach des Bibliotheksgebäudes über der Verwaltung und der Wohnung des Regens. Auch für die Räume der Verwaltung als Dreh- und Angelpunkt wäre eine zentralere Anordnung wünschenswert.“
 
Den Entwurf von Oliver Brünjes würdigte das Preisgericht folgendermaßen:

„Durch den kompakten Gebäuderiegel mit dem Haupteingang in der Johannesstraße wird eine große Selbstverständlichkeit in der städtebaulichen Erschließung geschaffen. Der stadtnahe Zugang über die Korngasse wird durch eine neu geschaffene Hofsituation deutlich aufgewertet, wobei die eigenständige Form des Neubaus der Kirche gegenüber und die Zugangssituation über eine Rampe überprüft werden sollte.

Das Schließen des Kreuzgangs mit einem Wandelgang wird im Prinzip richtig, in der Ausführung zu schwach empfunden. Durch die großzügige Entkernung und Abriss des D-Bauteils schafft der Entwurfsverfasser sich Möglichkeiten zur Neuorganisation des Gesamtbaus, was auch gut zu gelingen scheint. Das Raumprogramm wird erfüllt und die funktionalen Zuordnungen sind gegeben. Zu prüfen ist, ob die Anordnung der Kapelle genau der Kirche gegenüber und die Belegung des Gebäudes im Allgemeinen sinnvoll ist. Das Foyer ist sehr großzügig und aufwändig mit großen Oberlichtern gestaltet. Dies stellt die Wirtschaftlichkeit in Frage und lässt vermutlich die Erschließungen im Bestandsbau kleinteilig
wirken.“


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