Im Dezember 2024 wurde die Notre-Dame de Paris feierlich wiedereröffnet. Dazu spricht nun Chefarchitekt Pascal Prunet am Dienstag, 11. Februar 2025, an der BTU Cottbus-Senftenberg über die Restaurierung und die Herausforderungen bei der originalgetreuen Wiederherstellung der Kathedrale. Den Vortrag kann man über diesen Link auch online verfolgen!
Im April 2019 beobachteten Millionen Menschen auf ihren Bildschirmen oder vor Ort mit Erschütterung den Einsturz der brennenden Turmspitze Notre-Dames. Die 1163 bis 1345 erbaute Kathedrale stand in Flammen. Noch während sich das Flammenmeer ausbreitete und Rauch über die französische Hauptstadt legte, verkündete Präsident Emmanuel Macron bereits den Wiederaufbau des Dachs. Der damalige Premierminister Édouard Philippe stellte nur zwei Tage später einen Ideenwettbewerb für eine zeitgenössische Neugestaltung des Dachs in Aussicht. So entstanden zwischenzeitlich kuriose Bilder und Entwürfe, vom gläsernen Botanischen Garten bis zum leuchtenden Kristalldach.
Im Juli 2019 dann beschloss das französische Parlament den Wiederaufbau mit einer Instandsetzung innerhalb von fünf Jahren, pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen 2024. Eine Mehrheit der französischen Bevölkerung und auch Macron befürworteten dabei eine historisch getreue Rekonstruktion der Kathedrale. Nach zwei Jahren Restaurierungs- und Sicherungsvorbereitungen begann der Wiederaufbau des zerstörten Dachstuhls und Vierungsturms 2021.
Pascal Prunet leitete gemeinsam mit den Architekten Rémi Fromont und Philippe Villeneuve die Restaurierung des Pariser Wahrzeichens. Die Koordination der Arbeiten führte zunächst der General Jeans-Louis Georgelin. Nach dessen plötzlichem Tod übernahm Bauleiter Phillipe Jost. Kosten für die Sicherung und Sanierung werden laut Medienberichten auf bis zu 700 Millionen Euro beziffert. Finanziert wurde die Restaurierung nach Angaben der Verantwortlichen mit Hilfe von Spendeneinnahmen in Höhe von 846 Millionen Euro.
Nach fünfeinhalb Jahren Bauzeit wurde schließlich die Rekonstruktion des Dachstuhls fertiggestellt und die Kathedrale am 7. Dezember 2024 mit einem Staatsakt wiedereröffnet. Prunet gibt am Dienstag im Rahmen des Vortrags Einblicke in die Sicherung des Baus, die Sanierung des Bestands und die denkmalgerechte Reparatur des Weltkulturerbes. Schwerpunkt wird auf der Restaurierung des Dachstuhls und der weitgespannten, hohen Gewölbe liegen.
Termin: Dienstag, 11. Februar 2025, ab 18 Uhr
Ort: Zentralcampus Cottbus, Zentrales Hörsaalgebäude (ZHG), Konrad-Wachsmann-Allee 3, 03046 Cottbus
Link zum Streaming des Vortrag.
Zum Thema:
www.b-tu.de
Für die Neugestaltung der Umgebung von Notre Dame wurde 2022 ein Wettbewerb entschieden. Gewonnen haben Bureau Bas Smets aus Brüssel gemeinsam mit den beiden Pariser Büros GRAU sowie Neufville Gayet Architectes.
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DWS, Stuttgart | 07.02.2025 19:47 UhrKünstlerische Qualität vs. zufällige Verformung
Frankreich hat sich zum Glück für eine "denkmalgerechte Reparatur" der 2019 zerstörten Gebäudeteile unter Einschluss von Sanierung und Reinigung auch der erhaltenen Bauteile entschieden. (In den 1980er Jahren hatten deutsche Denkmalpfleger sogar von der Reinigung der Sixtinischen Kapelle in Rom abgeraten, die dann aber bis 1994 mit großem Gewinn doch durchgeführt wurde.) Die von diesen deutschen Denkmalpflegern so verehrte "historische Spur" (von zufälligen Zerstörungen, mutwilligen Verunreinigungen oder Veränderungen und "zeitgemäßem" Wiederaufbau) galt hier in Paris also weniger als die überlieferte, ursprüngliche künstlerische Qualität. D. h. die sorgfältig geplante und ausgeführte künstlerische Form war wichtiger als ein zwar auch historisches, aber zufälliges, unbeabsichtigtes Ereignis. Für diese kluge Entscheidung muss man dankbar sein. Chapeau!