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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Universitaetsgebaeude_von_Muoto_bei_Paris_4967599.html

10.02.2017

Öffentlicher Kondensator

Universitätsgebäude von Muoto bei Paris


Mit einem Gigacampus 18 Kilometer südlich von Paris versucht die 2014 neu gegründete Universität Paris-Saclay ihr räumliches Manko zu kompensieren. Der jungen Universität gehören über 19 unterschiedliche, etablierte Forschungseinrichtungen an, von denen die meisten im Süden und Südwesten von Paris verteilt sind – beispielsweise in Cachan, Versailles, Palaiseau oder Jouy-en-Josas. Um die antizipierten Synergien zwischen den Einrichtungen sowie zwischen Forschung und Wirtschaft auch räumlich zu fördern, wurde in der kleinen Gemeinde Saclay ein neuer Campus mit Wohnvierteln, privatwirtschaftlichen und staatlichen Forschungseinrichtungen ex nihilo geschaffen.

Der Campus auf der grünen Wiese teilt das Schicksal neu angelegter Städte: Ihm fehlt es bislang an Urbanität. Die viele Menschen die hier arbeiten und leben – Studenten, Forscher, Lehrkräfte und Angestellte – haben noch keinen zentralen Treffpunkt, so die Analyse der Pariser Architekten von Studio Muoto. Mit ihrer kürzlich dem Campus hinzugefügten, Tag und Nacht zugänglichen Gemeinschaftseinrichtung – die unter anderem ein Restaurant, eine Cafeteria, ein Fitness-Studio und einen Sportplatz auf dem Dach bietet – versuchen sie, für die unterschiedlichen Nutzergruppen ein räumliches Begegnungsangebot zu schaffen.

Die Architekten reagierten auf die stark horizontale städtebauliche Struktur und funktionale Aufteilung des Campus mit einer klaren Alternative. In ihrem vertikal organisierten Gebäude verdichteten sie verschiedene Funktionen an einem Ort zu einer Art „urbanem Regal“. Denkt man das von ihnen gewählte Sinnbild eines „Public Condenser“ weiter, so könnte man spekulieren, dass hier verschiedene Funktionen gespeichert, aber auch wieder entladen und neu geladen werden.

Diese Nutzungsflexibilität scheint im Einklang mit der minimalistischen Konstruktion, dem Verzicht auf komplizierte Details und der rauen, unfertigen Materialität des Hauses. War diese Ausführung ursprünglich budgetären Zwängen geschuldet, so ist sie im Ergebnis weit mehr. Muoto entwickelten eine Ästhetik, die zu ihren konzeptionellen Ideen passt. Auch bei der Beantwortung der unweigerlichen Frage deutscher Architekten nach der energetischen Machbarkeit, kann man ein Stück weit auf die Kondensator-Metapher zurückgreifen: Die Bereiche für die tageszeitlich versetzten Nutzungen sind als autarke „Blasen“ konzipiert, die nur gezielt für einige Stunden am Tag beheizt werden. Dabei kommen Flächenstrahler zum Einsatz, die Menschen und nicht Luft beheizen. Zudem ist nur die Hälfte des gesamten Raumvolumens gedämmt.

Was sie am Finish sparen konnten, investierten die Architekten in Raum. So war das Gebäude mit einem Budget von 6,5 Millionen Euro sicher mit einem geringeren Raumvolumen angedacht. Muoto entwickelten ein preiswertes und flexibles Universitätsgebäude, in dem zukünftige Re-Programmierungen leicht vorstellbar sind. (df)

Fotos: Maxime Delvaux


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