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25.09.2025

Granit aufs Dach in Amsterdam

Umbau von ronald janssen architecten


Die alte Telefonzentrale von Watergraafsmeer im Südosten der Amsterdamer Innenstadt stand schon eine ganze Weile leer, als der private Projektentwickler AHAM Vastgoed sich das Gebäude sicherte. AHAM ist kein typischer Entwickler. Die Firma entstammt dem philanthropischen Engagement einer Kaufmannsfamilie und ist heute zu 100 Prozent im Besitz der gemeinnützigen Sint Antonius-Stiftung. Alle Immobilienprojekte bleiben im Eigentum von AHAM und folgen einer selbst gestellten sozialen Verpflichtung. 

Für den Umbau der Telefonzentrale zum Wohnungsbau lobte man einen Wettbewerb aus, den ronald janssen architecten (Amsterdam) gewannen. Ein zweigeschossiger Aufbau war bereits genehmigt gewesen. Die Architekt*innen schlugen dafür eine auffällige Fassade aus Granit vor.

Granit wird aufgrund seines Gewichts eher selten als Fassadenmaterial bei der Aufstockung historischer Gebäude verwendet. Bürogründern Janssen verweist auf die Vorteile: Langlebigkeit und robuste Pflegeleichtigkeit. Das Gewicht wird durch eine besonders leichte Konstruktion aus schlanken Stahlstützen und Holzträgern ausgeglichen. Diese Struktur beginnt im Obergeschoss des vormals zweigeschossigen Bestands hinter den historischen Fassaden. Die alte Raumaufteilung war hier für eine Wohnnutzung zu dunkel und wurde vollständig rückgebaut. In die hohen Räume der oberen Bestandsetage fügten die Architekt*innen Maisonetten ein, ebenso in der Aufstockung. Auch die schwere Betondachplatte des Altbaus wurde entfernt. Folglich mussten die Fundamente und das Erdgeschoss nicht zusätzlich verstärkt werden, um die neue Struktur zu tragen.

Die Wahl von Granit erklärt sich aus der Beschäftigung mit dem Bestand. Das Gebäude aus dem Jahr 1923 stammt vom Amsterdamer Architekten Albert Boeken, der im Auftrag der Stadtwerke ein zeittypisches öffentliches Gebäude im Stil der Amsterdamer Schule entwarf: Backstein mit expressionistischen Details, darunter einige Granitarbeiten des Bildhauers Hildo Krop.

Insgesamt entstanden durch Umbau und Aufstockung 33 neue Wohnungen. Fünf davon sind Sozialbauwohnungen, sieben liegen im „mittleren Preissegment“ (wie der Investor mitteilt) und 21 wurden frei vermietet. Die Wohnungen bieten zwischen 45 und 100 Quadratmeter Fläche. Ziel ist, dass eine möglichst gemischte Bewohnerschaft einzieht. 

Im Erdgeschoss wurden drei Ateliers eingerichtet, die von der städtischen Ateliervergabe CAWA betreut werden. Dazu sollen noch ein Büro und ein Café kommen, damit das Erdgeschoss eine öffentliche Nutzung erfährt. Der kleine, Granit-gepflasterte Hof nach Süden steht der gesamten Hausgemeinschaft zur Verfügung.

Das Foyer, das als Eingang für alle Bewohner*innen im Nordosten an den Altbau angefügt wurde, übernimmt eine mehrfach verbindende Funktion. Mit seiner Grantifassade verweist es einerseits auf die Dachaufstockung und anderseits auf jenen schweren, ornamentierten Granit-Rahmen, den Krop 1923 um den Haupteingang der Telefonzentrale legte. (fh)

Fotos: Sebastian van Damme


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