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08.05.2023

Universitätsmedizin auf dem Werksgelände

Umbau und Aufstockung in Göttingen von Charles de Picciotto


Werksgelände aus dem 19. Jahrhundert zeigen in der Regel eine heterogene Gebäudestruktur mit zahlreichen Anbauten, Übergängen und Aufstockungen und werden derzeit vielerorts transformiert. So auch in Göttingen, wo das ehemalige, 2,3 Hektar große Gelände des börsennotierten Pharma- und Laborzulieferers Sartorius derzeit zum „Sartorius Quartier“ mit breiter Funktionsmischung transformiert wird.

Der in der Arealmitte liegende Teilbereich mit den Gründungsbauten soll zum Gesundheitscampus für die Universität Göttingen ausgebaut werden. Das Architekturbüro Charles de Picciotto (Hamburg) gewann 2019 den entsprechenden Wettbewerb mit einem Entwurf, der die historischen Gebäude weitgehend erhalten und die Firmengeschichte erlebbar machen wollte. Die Sartorius AG beauftragte das Büro mit Umbau und Sanierung der Häuser 6, 8 und 15 sowie der Sheddachhalle. Das Ensemble konnte kürzlich eröffnet werden.

Die beiden durch eine Brücke über die historische Gasse miteinander verbundenen Produktionsgebäude 6 und 15 wurden kernsaniert und ihr ursprünglicher Zustand als fünf Meter hohe Fertigungshallen weitgehend wieder hergestellt. Durch raumhohe Wandelemente aus Stahl und Glas entstanden auf einer Grundfläche von rund 3240 Quadratmetern Seminar-, Prüfungs-, Studien- und Arbeitsräume für die universitäre Nutzung.

Das ursprünglich viergeschossige Haus 8 wurde nach Wiederfreilegung der bauzeitlichen Fassaden entkernt und aufgestockt. Um die baulichen Wachstumsprozesse über die Jahrzehnte erlebbar zu machen, wurden anstelle ehemaliger Brücken und direkter Übergänge zu den früheren Anbauten begehbare Erker ausgebildet. Aus dem historischen Baukörper wächst ein verglaster Konferenzraum für circa 40 Personen, eingehüllt in Streckmetall-Elemente aus Baubronze. Diese können je nach Nutzung einzeln oder synchronisiert geöffnet werden und den Raum vom introvertierten Gehäuse zum Saal mit Fernblick verwandeln. Als Tragsystem für den Turmaufsatz wurde ein Betonbaukörper eingefügt. Auf circa 760 Quadratmetern beherbergt der Bau Konferenz- und Veranstaltungsräume, ein Café im Erdgeschoss und eine Weinbar im Untergeschoss.

Die Sheddachhalle entstand – abgesehen von der erhaltenen historischen Südfassade – weitgehend als Neubau mit einer Fläche von über 2.000 Quadratmetern. In die Halle sind zwei Hörsäle mit ansteigenden Auditorien eingebaut, die unter anderem für die Göttinger Händel-Festspiele zur Veranstaltungshalle für 1.000 Personen umgebaut werden können. Die neue Glasfassade an der Nordseite lässt sich zudem vollständig öffnen, so dass der Außenraum integriert werden kann. (uav)




Fotos: Klaus Frahm


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