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18.07.2025

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Wohnen mit Figuren des Barock

Umbau im Jura von Atelier Archiplein


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Die Französische Revolution markierte den Bruch mit dem Ancien Régime – nicht nur politisch, sondern auch kulturell: Die Vorherrschaft des Adels und der Einfluss des elitären Klerus wurden gleichermaßen infrage gestellt. Wie wir heute wissen, ist dieses ambitionierte Vorhaben geglückt. Und doch sind zahlreiche Relikte jener feudalen Epoche erhalten geblieben, unter anderem in Form barocker Prachtbauten. Einige davon finden bis heute neue Besitzer*innen, die bereit sind, ihnen wieder Leben einzuhauchen – wie im französischen Jura, wo im Örtchen Orgelet eine barocke Résidence zum privaten Wohnhaus umgebaut wurde.

Die Pläne für den Umbau lieferte das Genfer Büro Atelier Archiplein. Mitte des 18. Jahrhunderts – also kurz vor der Revolution – als Wohnanlage für Kapuzinermönche mit Barockgarten geplant, dauerte es nicht lange, bis das Haus samt Inventar erst in die Hand des Staates überführt und dann an Privatpersonen veräußert wurde. Im Laufe der Zeit veränderte sich unter anderem die Fassade, aber auch im Inneren wurden die drei Geschosse durch Umbauten in separate Wohneinheiten aufgeteilt. Damit einher ging auch die Trennung von Innenhof und Barockgarten. Die Architekt*innen aus Genf verpassten dem Haus nun seinen jüngsten Umbau, der die Anlage wieder zu einem großen Ganzen verbindet und mit einer neuen Terrasse an die figurative Gestaltungssprache des Barocks anknüpft.

Bekannt ist Atelier Archiplein hauptsächlich für seine mehrgeschossigen Wohnungsneubauten, darunter auch ein sozialer Wohnungsbau in Genf, die alle eines gemeinsam haben: den Einsatz von Hauteville-Kalkstein als prägendes Gestaltungselement. Vielleicht erklärt sich so auch das Interesse am Umbau im französischen Jura, denn: Hauteville kommt hier bereits im Bestand vor – in Form von Gewänden und Sockeln. Passend dazu ergänzte das Team einen Terrassenvorbau aus demselben Material, von dem aus sich die volle Pracht der Gartenanlage eröffnet.

Von den Architekt*innen selbst wird dieser Vorbau als „monumentale Geste“ bezeichnet. Er hebt sich über ein rhythmisches Stelzenraster vom Boden ab und ist somit vom ersten Obergeschoss aus begehbar. Parallel zur Fassade führt ein schmaler Austritt aus Brettschichtholz auf den eigentlichen Terrassenbereich im Nordosten mit deutlich mehr Tiefe. Auffällig ist die figurative Gestaltung – kreisrunde Fensteröffnungen und eingedrehte quadratische Stützen, die sich laut Büro am Fliesenmuster des Innenraums und an der Form des Barockgartens orientieren. Der Raum unterhalb blieb weitgehend unbearbeitet und erinnert heute an eine Remise.

Auf der Hof- und Eingangsseite verkündet ein vergrößertes Fenster mit Vollverglasung den Umbau und knüpft mit seinem eingedrehten Mittelpfosten an das Motiv der Gartenseite an. Sonstige Arbeiten an der Hülle beschränkten sich auf die statische Ertüchtigung der Gewände und die Beseitigung von Hausschwamm. Beispielsweise blieb das Dachgeschoss gänzlich unsaniert. Innen ergänzte man diverse Einbauten – allen voran Schrankwände aus Eiche, die mit den weiß verputzten Kreuzgewölben verwachsen. 900.000 Euro kosteten laut Angaben Umbau und Sanierung der 800 Quadratmeter großen Fläche. Die Architekt*innen sprechen von einer Künstlerresidenz. Ob hier nun Künstler*innen wohnen, oder die private Kunstsammlung ausgestellt wird, bleibt offen. (tg)

Fotos: 11h45


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

1

Arcseyler | 19.07.2025 04:09 Uhr

.www

Schön den barocken Raumkörper zu feiern vor seiner Erstarrung und Abheben im rein räumlich Geistigen. Von der körperlichen zur rein geistigen Erlösung und Eins werden im alles immer überall im heutigen Netz. Vom Leben zum Er-leben.Sorry, das sei mal erlaubt.

 
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