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21.11.2025

Andacht im Zwölfeck

Temporäre Kirche in Kopenhagen


Ende der 1970er Jahre entstand mit dem Cray-1 der erste Supercomputer der Welt. Sein herausragendes gestalterisches Merkmal war ein vieleckiges Gehäuse, um das herum sich eine ebenfalls eckige Sitzbank legte. Nun gibt es diese Grundform auch als Kirche, wobei sich die Sitzbank in eine umlaufende Veranda verwandelt hat. Wahlweise drängen sich sonst auch Assoziationen mit anderen technischen Bauwerken und Konstruktionen auf. Entworfen hat den ungewöhnlichen Bau das Büro Julius Nielsen OFFICE mit Sitz in Kopenhagen.

Das kleine Gotteshaus steht im schnell wachsenden Bezirk Nordhavn, wo unter anderem BIG sein Hauptquartier hat. Nicht nur entstehen hier derzeit zahlreiche Arbeitsplätze, auch leben bereits viele Menschen dort. Deshalb ist perspektivisch ein neuer, dauerhafter Kirchenbau geplant. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, entstand die Idee eines temporären Gotteshauses. Im Rahmen eines Wettbewerbs konnten sich Julius Nielsen und sein Büro durchsetzen.

Der Bau der Kirche wurde von der Hans Egedes-Gemeinde beauftragt, zu der das Nordhavn-Gebiet gehört. Beteiligt war außerdem das übergeordnete Dekanat Holmens-Østerbro. Es handelt sich also auch im institutionellen Sinne um eine reguläre Kirche, selbst wenn bei gerade mal 76 Quadratmetern nur kleine Gottesdienste möglich sind. Umgesetzt wurde das Projekt von der Schreiner- und Zimmerei FRYD!, Spenden trugen zur Finanzierung bei.

Der Name der Kirche, Tolvkanten, ist Programm. Die Übersetzung lautet nämlich Zwölfeck, was sich wiederum auf die Zwölf Apostel bezieht. In Zusammenspiel mit der dunklen Farbe versprechen sich die Architekt*innen von der turmartigen, kantigen Form eine Mischung aus Zurückhaltung und Monumentalität. Tatsächlich dürfte der Kirche angesichts ihres heterogenen Umfelds am nördlichen Rand von Nordhavn eine gewisse Präsenz nicht schaden.

Im Inneren sorgt die Form zudem für einen hierarchielosen Andachtsraum. Ein mittig platziertes Oberlicht verleiht dem Volumen eine sakrale Atmosphäre. Die Konstruktion ist hier hell gestrichen und steht auf einfachen Rundstützen. Altar und Taufbecken sind ebenfalls aus Holz und lassen sich bei Bedarf verstauen. Im Sinne eines modernen Gemeindelebens kann der Raum dann auch anderweitig genutzt werden.

Hinter einem umlaufenden dunklen Vorhang befindet sich im niedrigeren Gebäudeteil die notwendige Infrastruktur des Kirchengebäudes. Auch diese Lösung erinnert an den eingangs erwähnten Supercomputer, wo sich unter der Sitzbank die Stromversorgung und Kühlung befand. (sb)

Fotos: Hampus Berndtson


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