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10.07.2025
In Gedenken an Doris Duke
Tanztheater in Massachusetts von Mecanoo
Dieser Ort in den USA hat eine bewegte Geschichte – wortwörtlich: Die Tanzakademie Jacob’s Pillow im Bundesstaat Massachusetts ist nicht nur Heimat des ältesten noch stattfindenden Tanzfestivals des Landes. Ihre aus mehreren Bauten bestehende Anlage in den bewaldeten Berkshire Highlands steht seit 2001 auch unter Denkmalschutz. Ein Feuer zerstörte 2020 allerdings das Doris Duke Theatre, das zum Ensemble gehörte. Statt einer Rekonstruktion entschied man sich für einen Neubau. Gestern eröffnete das neue Doris Duke Theatre nach Plänen des niederländischen Büros Mecanoo mit Hauptsitz in Delft.
Anfang der 1930er Jahre gründete der amerikanische Tanzpionier Ted Shawn eine Schule, die zunächst ausschließlich Männer ausbildete – damals ein radikaler Gegenentwurf zum weiblich geprägten Ballett der Zeit. Zusammen mit seinen Tänzern bezog er eine Farm bei Becket in Massachusetts, die zur renommierten Tanzakademie Jacob’s Pillow heranwuchs.
1942 eröffnete auf dem Gelände das TedShawn Theatre als erstes amerikanisches Theater, das speziell für Tanzaufführungen errichtet wurde. Studios, Probenräume, Büros und Schlafstätten der Tänzer verteilten sich auf weitere Gebäude. Insgesamt hatte die Anlage den Charakter einer neuenglischen Farm beibehalten und fortgeführt.
In den 1990ern kam das ehemalige Doris Duke Theatre hinzu – benannt nach der Unternehmerin Doris Duke, die in den Medien als „Million-Dollar-Baby“ bezeichnet wurde. Passenderweise stammte exakt eine Million Dollar für den Bau aus ihrer Stiftung Doris Duke Foundation. Seit 2001 ist das Ensemble im National Register of Historic Places verzeichnet, seit 2003 ein National Historic Landmark District.
Umso verheerender war der Brand. Jacob’s Pillow lobte kurz darauf einen Wettbewerb für den Wiederaufbau aus. Eine originalgetreue Rekonstruktion des amerikanischen Holzbaus stand außer Frage, denn man befürchtete einen neuerlichen Brand. Über 100 Büros beteiligten sich mit Neubauentwürfen, darunter Foster + Partners, Diller Scofidio + Renfro oder COBE. Den Zuschlag erhielten letztlich Mecanoo mit Marvel Architects (New York City) als lokalem Partner. Die Theater- und Akustikplanung verantworten Charcoalblue (Chicago).
„Das neue Theater wird die ganze Wärme und Intimität des ursprünglichen Doris Duke haben und gleichzeitig die Bedürfnisse des Tanzes bis weit in die Zukunft hinein erfüllen“, lobt Pamela Tatge, Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin von Jacob's Pillow, den Entwurf. Rund 1.800 Quadratmeter Bruttogrundfläche umfasst der Neubau, zuvor waren es etwa 800. Dafür kommen hier nun neben dem Theaterraum auch Künstler*innenwohnungen und kleinere Veranstaltungsräume unter.
Obgleich seiner eindeutig zeitgenössischen Gestalt, erinnert die Materialität des Theaters durchaus an den Vorgängerbau mit Satteldach. Mecanoo verwendete fast ausschließlich Kiefernholz für Konstruktion und Verkleidung. Die Kubatur lebt von der Durchdringung zweier Baukörper. Ein flacher, frei geformter Sockel fasst das Foyer als auch sämtliche Nebenräume. Der neue Theaterraum stanzt sich mittig aus dem Volumen heraus und nimmt die Firsthöhe des benachbarten TedShawn Theatre auf. Die umlaufende Veranda des Sockels kann man ebenfalls als Reminiszenz an die Frontseite des alten Doris Duke lesen.
Mecanoos Entwurf verzichtet hingegen völlig auf harte Ecken. Laut Architekt*innen spiegele die Form die Anmut der Tänzer*innen. Technisch ist das Gebäude auf dem neuesten Stand: mit KI, immersiven Medienflächen und digitalen Laboren für „zukünftige Künstlergenerationen“. 30 Millionen Dollar Budget waren für den Bau vorgesehen. Daran beteiligten sich unter anderem Jacob’s Pillow, verschiedene staatliche Förderstellen und natürlich die Doris Duke Foundation – dieses Mal sogar mit zehn Millionen Dollar. (tg)
Fotos: Iwan Baan
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