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06.06.2025
Kleines Haus, großes Dach
Stadtpavillon in Lucca von Pietro Carlo Pellegrini
Es ist ein Projekt, dem man ein Happy End nur wünschen kann: Im toskanischen Lucca hat der ortsansässige Architekt Pietro Carlo Pellegrini mit seinem Büro einen Stadtpavillon mit großem überdachten Vorplatz errichtet. Verschiedene öffentliche Nutzungen sollen hier stattfinden können und dadurch die Randbereiche des angrenzenden Quartiers San Concordio belebt werden. Diese Bereiche sind durch ihre Lage nahe des Bahnhofs eher gewerblich geprägt. Neben seiner konkreten Funktion hat das Projekt aber auch noch eine andere Bedeutung. Mit ihm soll eine problembehaftete Vorgeschichte endlich zu einem versöhnlichen Abschluss gebracht werden.
Zunächst zum Projekt. Pellegrini und sein Team platzierten eine langgezogene, fast weiße Struktur im Stadtraum, deren markantestes Merkmal ein rund 10 Meter hohes Dach ist. Die Konstruktion überragt ihre unmittelbare Umgebung, aber korrespondiert durchaus mit einigen größeren Gebäuden und einem anschließenden Park. Im Sinne einer Haus-in-Haus-Konfiguration positionierten die Architekt*innen einen zweigeschossigen Pavillon unter dem Dach. Der steht leicht erhöht auf einem Podium, unter dem sich wiederum eine Tiefgarage befindet. Wer nun an eine tempelartige Anordnung denkt, liegt nicht ganz falsch.
Besucher*innen erreichen die Innenräume entweder direkt aus der Tiefgarage oder von einem kleinen Vorplatz aus, der an die nächste Straßenecke angrenzt. Von dieser Seite aus gesehen wirkt der Pavillon mit seiner milchig bedruckten Fassade fast ein wenig abweisend. Der eigentliche Eingang befindet sich dann an der nördlichen Längsseite. Im Erdgeschoss befinden sich flexibel unterteilbare Veranstaltungsräume, im Obergeschoss wird eine Zweigstelle der Stadtbibliothek unterkommen. Eine Terrasse bietet hier einen geschützten Außenraum. Ursprünglich war an dieser Stelle ein Café geplant.
Errichtet wurde das Projekt auf einem alten Gelände des örtlichen Gasversorgers GESAM. Die schwierige Vorgeschichte ist eng mit den ursprünglichen Planungen verbunden: Seit Mitte der 2000er Jahre sollte hier ein gemischt genutztes Quartier entstehen. Nicht zuletzt die Kontamination des Bodens führte allerdings zu Problemen. Auch Korruptionsvorwürfe gab es. Eine Weile später wurde den bereits begonnenen Bauarbeiten dann der Stecker gezogen. Das Gelände lag wieder brach.
Nun hoffen die Verantwortlichen, dieses Kapitel endlich abschließen zu können. Voraussetzung war eine Umwidmung des GESAM-Areals für soziale Nutzungen. Finanziert wurde das nun fertiggestellte Projekt aus einem Förderprogramm für vorstädtische Sanierungsvorhaben. Laut verschiedener Medien vor Ort stehen viele Anwohner*innen dem Projekt aber noch immer kritisch gegenüber. (sb)
Fotos: Pietro Savorelli
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