Maison départementale des Solidarités (MDS) heißen in Frankreich jene kommunalen oder departementalen Einrichtungen, die Bürger*innen in sozialen Notlagen niedrigschwellig beraten – von Fragen zu Elternschaft und Kinderschutz über Behinderung, Pflege und Altersarmut bis hin zu Integration und Wohnen. Kurz: Orte, zu denen man geht, wenn man tatkräftige Unterstützung braucht. Auch Langon, eine Kleinstadt im südwestlichen Département Gironde, verfügt nun über ein solches Zentrum. Der Neubau von ABF-LAB (Paris) setzt dabei auf regionale Materialien und einen robusten architektonischen Ausdruck, ohne sich in ökologischer Selbstvergewisserung zu verlieren.

Es ist das 61. MDS im Département. Errichtet wurde der zweigeschossige Bau auf dem Gelände einer ehemaligen Polizeiwache an einer Straßenabzweigung. ABF-LAB reagierten mit einem U-förmigen Gebäude, das einen sich nach Nordwesten leicht aufweitenden schmalen Innenhof fasst. Die Organisation ist klassisch: Räume außen, Erschließungsflur innen. Auf rund 2.500 Quadratmetern finden sich hier nun Sozialdienste, Bibliothek, Kinderbetreuung, Jugendzentrum sowie Beratungsstellen zu Mutter-Kind-Schutz, Alzheimer, Integration und Autonomie. 9,5 Millionen Euro netto hat das Département dafür investiert.

Konstruktiv setzt das Büro auf einen konsequent regionalen Materialkanon: Holztragwerk, Lehm- sowie Kalkputze – und eine Dämmung aus über 1.000 Strohballen! Die Fassaden wechseln zwischen rot eingefärbtem Putz und vertikaler, verkohlter Holzverschalung. Dass diese Methode eine langlebige, chemiefreie Holzschutztechnik darstellt, kann man auch in unserem Themenpaket nachzulesen.

Obwohl das Gebäude ein Flachdach besitzt, suggeriert der weit auskragende Dachüberstand von der Straße aus beinahe eine andere Dachform. Als umlaufender, leicht geneigter Schirm dient er dem sommerlichen Sonnenschutz, ergänzt durch Fensterläden aus Weidengeflecht. Zum Nachhaltigkeitskonzept gehört auch das Wiederverwenden ehemaliger Bauteile. 177 Heizkörper und mehrere Innentüren der alten Polizeistation wurden integriert. (gk)

Fotos: Ivan Mathie

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