Die beliebte Urlaubsinsel Mallorca steckt schon länger in einer Wohnungskrise, bezahlbare Apartments sind Mangelware. Mit dem Instituto Balear de la Vivienda (IBAVI), das Sozialwohnungen baut und betreibt, versucht das Verkehrs- und Bauministerium der Balearen gegenzusteuern. Immer wieder arbeitet das IBAVI mit Architekturbüros zusammen, die zu den Vorreitern eines sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltigen Bauens in Katalonien gehören – darunter Harquitectes und Peris+Toral Arquitectos.
Für einen Neubau am nördlichen Rand der Inselhauptstadt Palma beauftragte das IBAVI nun mit Vivas Arquitectos erneut ein barcelonisches Büro, das bereits an einer ganzen Reihe sozial engagierter Projekte beteiligt war. Das Spektrum reicht von einem großmaßstäblichen Stadtbaustein über Geschosswohnen bis zur Einrichtung für Obdachlose.
Im Rahmen des aktuellen Auftrags entstanden inmitten einer heterogenen Vorstadtsituation 38 neue Sozialwohnungen, die Vivas Arquitectos auf zwei benachbarte Baukörper verteilt haben. Der Projekttitel 30+8 deutet schon an, dass es sich dabei um ein großes und ein kleines Gebäude handelt. Beide stehen auf einem Eckgrundstück.
Das Hauptvolumen mit L-förmigem Grundriss und einer Bruttogrundfläche von rund 2.380 Quadratmetern nimmt in vier Obergeschossen und einem Teil des Erdgeschosses 30 Wohnungen auf. Im anderen Erdgeschossteil sowie im Untergeschoss befinden sich 30 Parkplätze. Der kleine, rechteckige Satellit verfügt hingegen nur über knapp 460 Quadratmeter Bruttogrundfläche, verteilt auf zwei Geschosse. Hier gibt es, wie erwähnt, acht weitere Wohnungen.
Ihr einheitliches Erscheinungsbild verbindet beide Häuser zu einem Ensemble. Dieses ist geprägt durch die warme Farbigkeit von lokal hergestellten, gepressten Lehmsteinen (CEB). Französische Holzfenster mit grünen Faltläden strukturieren mit ihrem Raster die Straßenfassaden. An den Rückseiten dient ein vorgestelltes Laubengangsystem der Erschließung. Auch der nachbarschaftlichen Interaktion dürfte dieses Gerüst zuträglich sein. Die Wohnungen sind durchgesteckt und haben flurfreie, offene Grundrisse mit zentral platzierter Küche. In den Innenräumen dominieren ebenfalls Holz- und Lehmoberflächen. Ergänzt werden diese durch pastellfarbene Fliesen in der Küche, sodass ein roher und zugleich behaglicher Raumcharakter entsteht.
Mit der Verwendung von CEB-Blöcken knüpfen die Architekt*innen an regionale Bautraditionen an und schaffen optisch einen Bezug zum für Mallorca typischen Marès-Kalkstein, der an den Fassaden vieler traditioneller Gebäude zu finden ist. Dank der hohen thermischen Trägheit und Porosität des Materials bieten die Häuser einen guten bioklimatischen Komfort. Das wirkt sich nicht nur positiv auf Raumklima und Luftfeuchte aus, sondern kommt auch der Energieeffizienz der Bauten zugute. (da)
Fotos: José Hevia
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Gero Quasten | 09.11.2025 13:58 Uhrtoll
tolles Projekt. Grundrisse, Materialität, top!