In Berlin hat die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte WBM auf vier sogenannten Restgrundstücken rund um den Volkspark Friedrichshain Sozialwohnungsbauten errichtet. Um die Kosten für die Gebäude niedrig zu halten, wurde von Praeger Richter Architekten (Berlin), die die Leistungsphasen 1 bis 5 übernahmen, ein „Systementwurf“ für alle vier Grundstücke entwickelt, der auf serielle Grundrisse und modular vorfabrizierte Bauteile setzt. So konnten die vier unterschiedlichen Gebäude als ein Gesamtprojekt organisiert werden und trotz „anspruchsvoller Grundstücksbedingungen“, so das Büro, „kostengünstig und zeiteffizient“ umgesetzt werden. Die Realisierung erfolgte durch den Generalunternehmer Ludwig Freytag.
Die vier Häuser reagieren auf ihren jeweiligen Standort. An der Landsberger Allee entstand ein frei stehendes Punkthochhaus als Vierspänner mit 32 Wohnungen, an der Pintschstraße ein Eckhaus mit Laubengangerschließung und 29 Wohnungen, an der Eckerstraße ein Vorderhaus mit Remise und insgesamt 15 Wohnungen, und an der Weinstraße ein weiteres Eckhaus mit Laubengängen und 33 Wohnungen.
Alle vier Häuser basieren auf dem gleichen, quadratischen Grundrissraster mit 3,65 x 3,65 Metern. Aus den beiden unterschiedlichen Erschließungssysteme ergaben sich zwei Wohnungstypen. Der „Typ Laubengang“ hat ein mittiges Bad und öffnet sich über drei Rasterfelder zu zwei Fassaden. Der „Typ Zentralerschließung“ ist über Eck organisiert und besitzt ebenfalls Fenster zu zwei Seiten. Die lichte Raumhöhe beträgt immer 2,60 Meter. Jede Wohneinheit verfügt über einen Balkon, eine Terrasse oder den Teil eines Laubengangs.
Das serielle Grundrissraster ermöglicht die Produktion von identischen Modulen für alle vier Neubauten, zum Beispiel insgesamt 109 Fertigbäder oder vier wiederkehrende Fassadenmodule (insgesamt 422 Stück). Die Vorfertigung senkt den Einzelpreis und die Bauzeit vor Ort. Gleichzeitig ergibt sich ein flexibles System, bei dem Küche, Bad und Wohnzimmer mit bis zu vier Räumen kombiniert werden können. Ein Teil der Kosteneinsparungen wurde an anderer Stelle in die Qualität der Bauteile investiert, so Praeger Richter. So konnten beispielsweise französische Fenster anstatt einfacher Brüstungsfenster verwendet werden.
„Serialität und Modularität zielen darauf ab, trotz der Budgetbeschränkungen im sozialen Wohnungsbau eine hohe architektonische Qualität im Sinne der Bewohner*innen zu gewährleisten“, schreibt das Büro. Die Vorfertigung in der Halle sichere Qualität bei Anschlüssen und Oberflächen. Alle Häuser wurden als Hybridkonstruktion aus Stahlbeton mit nicht-tragender Modulfassade und heller Wellblechverkleidung errichtet. Balkone und Laubengänge wurden aus Brandschutzgründen als Stahlbetonelemente vor die Fassaden gesetzt.
Die Häuser sollen in Zukunft grüner werden, doch die vertikale Fassadenbegrünung wird noch eine Weile brauchen, bis sie die Außenwände erobert hat. Drei der vier Häuser wurden im August 2024 fertiggestellt. Eine Kostenfeststellung des Generalunternehmers liegt leider nicht vor. Die Kostenberechnung von Praeger Richter belief sich nach den letzten Optimierungen auf 2.340 Euro pro Quadratmeter (netto) für die Kostengruppen 300 und 400. Aktuell ist noch keine Fortsetzung des Projektes geplant. (fh)
Fotos: Antonia Leicht
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Auch unsere BauNetz WOCHE #674 beschäftigte sich mit „Lichtblicken im Berliner Wohnungsbau“.
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Planung auch | 10.11.2025 10:43 Uhrbarrierefrei?
Gab es hier Anforderungen an die Barrierefreiheit? Wenn ja, wie wurden diese umgesetzt?
Ich finde das zwar insgesamt keine architektonisch relevante Fragestellung, technisch interessiert es mich aber. Die Vorgaben der Bauordnung sind ja klar, ob sinnvoll oder nicht, die Schwellen scheinen das auch zu erfüllen, und sonst? Bewegungsflächen in Schlafzimmern z.B.?
Oder wurde man davon befreit, und wie hat man das ggf. geschafft?