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05.09.2025
Ein Tadao für Taschkent
Pläne für Nationalmuseum Usbekistan
Seit einiger Zeit ist Usbekistans autoritär regierender Präsident Shavkat Mirziyoyev bestrebt, das usbekische Nationalbewusstsein zu stärken. Eine Schlüsselfunktion kommt dabei dem reichen kulturellen und architektonischen Erbe zu, das der zentralasiatische Staat international bekannt zu machen sucht. Antike sowie islamische und beeindruckende sozialistisch-moderne Bautraditionen finden sich in der Hauptstadt Taschkent, wie in der BauNetzWOCHE #636 zu lesen ist. Zu einer neuen baukulturellen Schicht soll nun das Büro Tadao Ando Architect & Associates mit Sitz in Osaka beitragen, das für die Pläne des Nationalmuseums Usbekistan verantwortlich zeichnet.
Auftraggeber ist die Uzbekistan Art and Development Foundation ACDF. Die eng mit dem Umkreis des Präsidenten verwobene Stiftung initiierte unter anderem auch den viel gelobten Usbekischen Pavillon auf der Expo in Osaka. Sie hat sich der Verbreitung usbekischen Kulturguts verschrieben – bislang via Kooperationen und Wanderausstellungen mit weltweit bekannten Kunstinstitutionen. Mit dem ersten Gebäude des Pritzker-Preisträgers in Zentralasien soll diese Arbeit nun vor Ort, im Herzen der Hauptstadt und nach einer Bauzeit von nur drei Jahren, so der Pressetext, manifest werden.
Die bisher veröffentlichten Renderings und Skizzen zeigen das Museum, das auch eine Bibliothek beheimaten soll, als eher kontextlos gesetzte Abfolge geometrischer Grundformen. Das lässt sich mit etwas gutem Willen als puristischer Entwurf nach Handschrift des japanischen Minimalismus-Meisters lesen. Die skizzierten Situationen wirken jedoch wie Zitate bereits existierender Kulturgebäude und lassen wenig von Andos räumlicher Herangehensweise erkennen. Die Innenraumgestaltung übernehmen Atelier Brückner aus Stuttgart, die auch besagten Osaka-Pavillon realisiert haben.
Alles bleibt etwas vage, so auch das Statement des Präsidenten, der der Grundsteinlegung am 27. August beiwohnte: „Das Nationalmuseum Usbekistans ist lebendiger Ausdruck unserer hohen Ambitionen, kreative Räume zu schaffen, die inspirieren, verbinden und ein Vorbild für künftige Generationen sind. Es wird als majestätisches Symbol des neuen Usbekistans stehen und dessen reiches Erbe und Offenheit gegenüber der Welt repräsentieren.“ Klingt, als wäre im Verlauf der selbstproklamierten kulturellen Evolution Usbekistans die eher intellektuelle Strahlkraft der Moderne dem schillernden Reiz der großen Namen und Wow-Architekturen unterlegen.
Den Auftakt in diese Richtung markierten schon im vergangenen Jahr die Planungen für ein Zentrum für Literatur und Musik von ZHA: imposante Kulturbauten, an die sich die Hoffnung auf den Bilbao-Effekt knüpft. (kms)
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