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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-New_York_Times_zieht_in_neues_Piano-Gebaeude_um_-_mit_Kommentar_27032.html

17.04.2007

Height and Light

New York Times zieht in neues Piano-Gebäude um – mit Kommentar


Am 17. April 2007 ziehen die ersten 10 Mitarbeiter der New York Times in die neue Firmenzentrale um, die von Renzo Piano mit dem New Yorker Büro Fox & Fowle an der Eight Avenue entworfen wurde.

Der 348 Meter hohe Turm mit seinen grauen Stahl-/Glasfassaden hat Zeitungsangaben zufolge 850 Millionen Dollar gekostet und soll „den Aufbruch der New York Times in das digitale Zeitalter signalisieren“. Die Etagen 2 bis 28 des medienmäßig voll vernetzten Gebäudes sind für die Times reserviert, die Ladenflächen im Erdgeschoss und die Büroflächen in den Geschossen 29 bis 50 sind bereits nahezu alle vermietet.

Als ein ungewöhnliches Feature in den USA, wo Klimaschutz mittels ökologischer Gebäudetechnik weitgehend kein Thema ist, gilt die an zwei Gebäudeseiten aufragende vorgesetzte Fassade aus horizontalen Keramikröhren, die, mit Abstand vor der Glasfassade montiert, als Blendschutz dienen und damit die Kühllast verringern helfen soll.

Das alte Stammhaus des Unternehmens am Times Square, das inzwischen unter Denkmalschutz steht, soll für ca. 175 Millionen Dollar an eine von Tishman Speyer Properties geführte Partnerschaft veräußert worden sein.

Kommentar der Redaktion:

Die New York Times hatte Ende 2000 einen umfangreichen Architekturwettbewerb durchgeführt, und Renzo Pianos schimmernder, transparenter Glasturm schien das letzte zu sein, was man einem konservativen Medienunternehmen zugetraut hätte. Doch Arthur Sulzberger Jr., der 1997 die Führung der Firma von seinem Vater übernahm, muss ein anderes Auge für Design haben als der Senior, der im düsteren Altbau am Times Square Holzimitat-Möbel und orangefarbenen Teppichboden bevorzugte.

Nach 9/11 war es ungleich schwieriger, Projektentwickler und die staatlichen Behörden, die das Entwicklungsprojekt „42nd Street“ überwachen, von der Vermietbarkeit eines 52-geschossigen Büro- und Geschäftshaus zu überzeugen. Es wäre also ein leichtes gewesen, das Projekt aufzugeben.
Umso überraschender mag es heute erscheinen, das schon 2003 mit dem Bau des neuen Times-Gebäude begonnen werden konnte, das als größtes realisiertes Projekt in Manhattan nach 9/11 gilt. Der damalige Gouverneur Pataki und der am Unternehmen beteiligte Projektentwickler Forest City Ratner lobten Pianos Pläne jedenfalls ganz außerordentlich.

Wenngleich der genuesische Architekt in den USA eher als die Wahl konservativer Entwickler und Investoren gilt, verkaufte die New York Times ihn im Zusammenhang mit dem Bauprojekt jedoch lieber von vorneherein als Schöngeist: Das Blatt berichtete begeistert, wie er zur Vorstellung seiner Pläne und Modelle mit melodisch-italienischem Akzent Sätze wie „Aus keinem besonderen Grund bevorzuge ich Dinge, die leicht und hell sind“, „Ein Architekt kämpft sein ganz Leben lang gegen die Schwerkraft – das ist unser Schicksal“ in seinen Bart genuschelt habe. Und: „Ich hoffe, dass dieses Gebäude eine Geschichte über Transparenz und Leichtigkeit erzählt.“ Und der Mast auf dem Dach? „Der“, bemerkte Piano nonchalant, „hat gar keine Funktion – er ist nur eine kinetische Skulptur. Etwas, das man einfach nur lieben kann.“

Genau diese Leichtigkeit, aber auch Pianos Ruf als ein Architekt mit Ingenieursausbildung, der umweltschonende Technologien in seinen Gebäuden bevorzugt, haben am Ende ihre Wirkung nicht verfehlt: In Manhattan gibt es nun ein neues luftiges Hochhaus, das wenigstens für New Yorker Verhältnisse als „auf der Höhe der Zeit“ gelten kann. Als erster Mieter zog Anfang März 2007 die japanische Firma Muji, die markenfreie umweltfreundliche Produkte verkauft, mit ihrem Flagship-Store ins Erdgeschoss ein.

Im Laufe der nächsten Monate sollen auch die restlichen 2.500 Mitarbeiter der Times, die sich bislang auf sieben Standorte verteilt haben, in den hellen Glasturm an der Eight Avenue einziehen. Chairman Arthur Sulzberger Jr. ist jedenfalls entschlossen, im neuen Gebäude klassische Blattmacher und Online-Netzwerker crossmedial zu vereinen – mit aller nötigen Transparenz.

Till Wöhler


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Das Times-Gebäude in seiner Umgebung (Rendering)

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