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02.01.2017

Tanzende Stützen

Musik- und Kongresszentrum in Straßburg


Mit neuem, theatralischem Selbstbewusstsein zeigt sich seit dem Sommer das Palais de la Musique et des Congrès PMC in Straßburg. Knapp vier Jahre lang haben Dietrich | Untertrifaller Architekten aus Bregenz an Erweiterung und Umbau des Gebäudekomplexes am Place de Bordeaux im Norden der Stadt gearbeitet, gemeinsam mit dem lokalen Büro Rey-Lucquet & Associés, mit dem sie bereits den internationalen Wettbewerb im Jahr 2011 für sich entscheiden konnten. Das Ergebnis lässt außen nichts mehr von den Bestandsbauten erkennen. Nicht das erhaltende Nebeneinander verschiedener Zeitschichten war gewünscht, sondern die große, umfassende Geste.

Die Architekten legten eine großzügige Kolonnade mit weitem Dachüberstand um den gesamten Gebäudekomplex, der im Grundriss an eine spätmoderne, strukturalistische Architektur erinnert, tatsächlich aber in drei Phasen zu seiner jetzigen Form anwuchs. Ursprünglich gab es einen sechseckigen Zentralkörper aus den Siebzigerjahren, der in den Achtzigern ergänzt und nun zu einer neuen, geschlossenen Gesamtform gebracht wurde. Prägendes Element der Kolonnade sind die 15 Meter hohen Stahlsäulen mit einer Verkleidung aus kantig gefalteten Edelstahlblechen, die zugleich skulptural und tänzelnd wirken und dem Gebäude einen völlig neuen Charakter geben.

Auch im Inneren wurde kräftig verändert und erweitert. Das Raumprogramm liest sich beachtlich: Eine 3.000 Quadratmeter große Multifunktionshalle, ein Konferenzsaal für 450 Personen, ein Auditorium mit 520 Plätzen und ein Probesaal für das Orchester der Philharmonie Straßburg entstanden neu, zwei bestehende Konzertsäle wurden umgebaut und vergrößert. Die Multifunktionshalle zeichnet sich am deutlichsten im Gesamtensemble ab. Dessen neues räumliches Zentrum ist ein offenes Foyer mit Lufträumen, Galerien und Brücken, der die Bereiche Konzert, Konferenz und Ausstellung zusammenfasst und erschließt. In den Sälen wurden kräftige Farben eingesetzt, die eine starke visuelle Präsenz schaffen.

Bei aller Lust an der Neuerung orientierten sich die Architekten aber durchaus an der Formensprache der Bestandsbauten, indem sie das zeittypische Grundmuster gleichseitiger Dreiecke weiter verwenden. Gänzlich unverändert blieb außerdem der repräsentative Foyerbereich des ersten Bauteils. Glatter Sichtbeton, ornamentierte Wände, Mosaikarbeiten, Marmorböden und eigenwillige Deckenelemente zeugen von einer verschwenderischen Freude an Materialisierung und Detaillierung – eine Vielfalt, die die klare Architektursprache des Neubaus fast ein wenig blass wirken lässt.

Die Umbauarbeiten wurden seit Ende 2012 bei laufendem Betrieb durchgeführt und im Sommer abgeschlossen. Das Projekt wurde kürzlich für den European Prize for Contemporary Architecture – Mies van der Rohe Award 2017 nominiert. (gh)

Fotos: Bruno Klomfar


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

Dietrich | Untertrifaller Architekten


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