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08.10.2025

Mobiles an der Autobahn

Museum in Philadelphia von Herzog & de Meuron und Piet Oudolf


Kleine Museen, die einen einzelnen, längst kanonisierten Künstler feiern, wirken angesichts internationaler Perspektivverschiebungen in der Gegenwartskunst nicht mehr so ganz zeitgemäß. Trotzdem hat im Juli in Philadelphia mit den Calder Gardens haargenau ein solches Haus eröffnet. Es ist ganz allein dem Bildhauer Alexander Calder gewidmet. Entworfen wurden das intime Ausstellungshaus mit seinen knapp 1.700 Quadratmetern Bruttogrundfläche und der bemerkenswerte Garten vom Basler Büro Herzog & de Meuron und Landschaftsarchitekt Piet Oudolf aus dem niederländischen Hummelo.

Calder Gardens sei kein Museum im konventionellen Sinn, schreiben die Architekt*innen. Vielmehr handele es sich hier um einen Ort, der ein „einmaliges Zusammenspiel zwischen Kunst, Architektur, Natur, den Besuchenden und der Stadt“ böte. Das klingt etwas pathetisch, nicht zuletzt beim Blick auf die profane Lage des Projekts zwischen breiten Straßen und einer Autobahnausfahrt. 

„Der Lärm der Autobahn ist allgegenwärtig“, schreiben die Architekt*innen denn auch über die Ausgangslage auf dem Baugrundstück, weshalb ein langgezogener Baukörper realisiert wurde, der als Lärmschutz fungieren soll und die ehemalige Brache in zentraler Lage zum einladenden Park samt kleinem Ausstellungshaus machen möchte. Doch ebenso präsent wie der motorisierte Individualverkehr sind die kulturellen Schwergewichte der Stadt und die Familie Calder. Rodin Museum, Barnes Foundation, die Parkway Central Library und das Wissenschaftsmuseum The Franklin Institute liegen in allernächster Nähe.

Vor allem aber sind der 1898 geborene Calder und seine Vorfahren eng mit der Stadt und ihrer Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert verbunden. Calders Vater und auch sein Großvater waren bereits berühmte Bildhauer. In Philadelphia stößt man auf viele ihrer repräsentativen beziehungsweise symbolistisch beeinflussten Bildnisse. So schuf der Großvater beispielsweise über 250 Skulpturen für das Rathaus der Stadt.

Während Großvater Alexander Milen Calder mit der elf Meter hohen Statue von William Penn auf dem Rathausturm bis heute den Rekord für die größte an einem Gebäude angebrachte Skulptur weltweit hält (behauptet zumindest Wikipedia), ging der Enkel mit seinen leichten, kinetischen Skulpturen einen komplett anderen Weg, der ihn Anfang der 1930er Jahre zum Erfinder des Mobiles machte. So gesehen ist es vielleicht doch sinnvoll, dass dem berühmten Kind der Stadt ein eigenes Haus gewidmet wurde. 

Calder Gardens entwickelt seine architektonischen Qualitäten weniger aus der Außenform des Hauses, sondern aus der Raumsequenz im Inneren. Zum Garten hin zeigt sich das Gebäude als spiegelnde Scheibe, zur Autobahn hin gibt es eine mit schwarzem Holz verkleidete Fassade (von der leider kein Foto veröffentlicht wurde). Der Eingang ist als „Klappe“ in der hermetischen, spiegelnden Fassade lesbar. Von hier erschließt sich eine Folge unterschiedlicher Räume, Situationen, Nischen, Durchblicke sowie zweier abgesenkter Patios, die einen herausfordernden architektonischen Rahmen für die Präsentation von Calders raumgreifenden Arbeiten bieten. Ein fensterloser Ausstellungsraum erlaubt es, Calders lichtempfindliche Papierarbeiten zu zeigen. 

Der Großteil des Raumprogramms wurde im Untergeschoss untergebracht. So blieb umso mehr Platz für den von Oudolf bepflanzten Garten, in dem nun über 250 Pflanzensorten gedeihen. (gh)

Fotos: Iwan Baan


Zum Thema:

Zum Projekt Calder Gardens erscheint diese Tage ein Buch im Verlag der Galerie Hauser & Wirth, das den Entwurfsprozess von Jacques Herzog anhand seiner Skizzen nachvollziehbar macht.

Mehr zum Thema Artenvielfalt in der Landschaftsplanung auf BauNetz Wissen


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