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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Mehrzweckhalle_in_Oberschwaben_von_Birk_Heilmeyer_und_Frenzel_Architekten_10155475.html

25.11.2025

Polonceau-Träger in Holz

Mehrzweckhalle in Oberschwaben von Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten


Einen Bahnhof gibt es in Bihlafingen nicht. Trotzdem hat es nun ein Stück Eisenbahngeschichte in den Ort geschafft – zumindest in transformierter Form. Bei der neuen Sport- und Mehrzweckhalle des Ortes kamen nämlich sogenannte Polonceau-Träger zum Einsatz. Und die gehen zurück auf den französischen Eisenbahningenieur Camille Polonceau. Dank ihres filigranen Charakters bei großen Spannweiten fanden sie in vielen maßgeblichen Bahnhofsbauten des 19. Jahrhunderts Verwendung – und jetzt eben auch in Bihlafingen. Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten (Stuttgart) haben das Projekt nach einem Wettbewerbsgewinn im Jahr 2018 entworfen und umgesetzt. Bihlafingen ist heute ein Ortsteil von Laupheim und liegt rund 25 Kilometer südlich von Ulm im Landkreis Biberach in Oberschwaben.

Zu finden ist die Halle am nördlichen Rand des Siedlungsgefüges in unmittelbarer Nähe zur Grundschule des Ortsteils. In die ländliche Umgebung fügt sie sich dank Holzfassade und blechgedecktem Satteldach bestens ein. Nur etwas mehr Glas als bei den agrarischen Nutzbauten der Gegend kam hier zum Einsatz. Dank eines stark abfallenden Grundstücks hat der Neubau außerdem zwei deutlich unterschiedliche Längsseiten. An der oberen Kante tritt die Halle nur als eingeschossiger Streifen unter einem großen Dach in Erscheinung. Vom unten gelegenen Rasenplatz lässt sie sich hingegen als der lichte Bau lesen, der sie ist. Die Außenraumgestaltung übernahm Studio Grijsbach Landschaftsarchitektur (Bergisch Gladbach).

Die unterschiedlichen Seiten entsprechen der doppelten Nutzung des Bauwerks. Im alltäglichen Sportbetrieb betreten die Schüler*innen direkt das untere Geschoss. Für Veranstaltungen oder abendlichen Vereinssport wird hingegen der obere Eingang geöffnet. Eine Tribüne gibt es nicht, aber ein großes Fenster im oberen Foyer lässt zumindest direkt in die Halle blicken. Das Untergeschoss, das weitestgehend aus Stahlbeton besteht, versammelt zudem eine Küche.

Der Clou der Halle ist die bereits erwähnte Dachkonstruktion aus Buchenfurnierschichtholz. Zwei einfach unterspannte, geneigte Hauptbinder bilden im Querschnitt das Dach. Mittig sind sie durch einen Zugstab verbunden. Das resultierende statische System überbrückt äußerst filigran eine Spannweite von 16 Metern. Auch die horizontalen Kräfte, die auf die Stützen der Außenwände wirken, sind bei Polonceau-Trägern sehr gering – die schlanke Konstruktionsweise setzt sich somit auch in den vertikalen Flächen fort. (sb)

Fotos: Zooey Braun


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten


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