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11.04.2023

Kleinteiliges Wohnen im Steingauquartier

Mehr* architekten in Kirchheim unter Teck


Das Steingauquartier Kirchheim unter Teck im Großraum Stuttgart markiert eines jener innerstädtischen Entwicklungsgebiete, in denen der Wandel von der Industriefläche in ein modernes urbanes Wohnumfeld gelungen zu sein scheint. Als kleinparzelliert und gemeinwohlorientiert lässt sich das städtebauliche Konzept umschreiben, das die Stadt mit klug gesetzten Vorgaben auf den Weg brachte. Von „baulicher und sozialer Vielfalt“ ist auch auf der Beschreibungsseite der IBA’27 StadtRegion Stuttgart die Rede, in deren Rahmen das Quartier als eines von vielen beispielhaften Projekten vorgestellt wird. Bis Anfang 2024 wird die Arbeit am Quartier abgeschlossen sein, dann sollen hier rund 800 Menschen in 350 Wohnungen leben.

Anfang der 2010er Jahre erwarb die Mittelstadt Grundstücke westlich der von Fachwerkhäusern geprägten Altstadt, wies sie der neuen Nutzung zu und lancierte einen städtebaulichen Wettbewerb. Das 3,5 Hektar große Areal war bis Ende des 20. Jahrhunderts durch ein traditionsreiches Textilproduktionsunternehmen besetzt, später stand hier ein Supermarkt inmitten brachliegender städtischer Struktur. Im Konzeptverfahren vergab die Stadt die Parzellen letztlich nicht nur an gewerbliche Bauträger sondern auch an 16 private Baugemeinschaften. Die Baugruppe Chamäleon, bestehend aus vier Parteien, wählte für den Entwurf und die Ausführung eines schmalen Restgrundstücks am Ende eines Blockrandes die lokal ansässigen mehr* architekten aus.

Entstanden ist ein Geschosswohnobjekt, das trotz geringer Grundfläche und überschaubarer Dimensionen seinerseits nach außen Vielfalt vermittelt. Die drei Fassadenseiten sind in der Gliederung, Farbigkeit und Materialität unterschiedlich gestaltet. Innen besetzt jede Einheit eine Etage, wobei sich die Grundrisse ähneln, jedoch nicht genau gleichen. Deren Grundprinzip geht laut Architekt*innen auf das architektonische Bild eines Portegos zurück, also eines durchgesteckten Saals in venezianischen Stadthäusern, der dem Empfang und der weiteren Erschließung von Nebenräumen diente.

Auf das Baugruppenprojekt herunterskaliert stellt sich das Vorbild als ein großer, länglicher Wohnraum samt offener Küche dar, von dem aus Zimmer, Bäder und Balkone direkt oder über kleine Flurnischen erreichbar sind. Vom obersten Geschoss gelangt man auf eine Gemeinschafts-Dachterrasse, die sich auch im Fassadenbild deutlich gerahmt präsentiert. Schließlich zeigt sich innen das für das junge Architekturbüro typische Gestaltungsprinzip eines veredelten Rohbaus. Belassener Sichtbeton an statisch notwendigen Wandpartien, im Treppenhaus oder an den Decken, dazu ein gegossener Boden, verputzte Wände oder Leichtbauwände aus Holz vermitteln ihrerseits ein kleinteilig gestaltetes Bild. (sab)

Fotos: Sebastian Schels


BauNetz ist Medienpartner der IBA’27 StadtRegion Stuttgart.


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