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20.10.2025

Hohe Dichte im Deutzer Hafen

&MICA gewinnen Wettbewerb in Köln


Am Deutzer Hafen entsteht eines der größten Kölner Stadtentwicklungsprojekte. &MICA haben den jüngsten Wettbewerb für sich entschieden. Auf dem Baufeld 05 soll ein dichtes Ensemble aus Wohnen, Arbeiten und öffentlichen Räumen enstehen. Doch wie gut lässt sich Vielfalt planen?

Von Uta Winterhager

In Köln blickt man schon länger auf das rechte Rheinufer, zum Deutzer Hafen. Dort liegt Kölns derzeit vielversprechendste Konversionsfläche. Wo jahrzehntelang Mehl und Holz verladen wurden, sollen vielfältiger Wohnraum für etwa 6.900 Menschen, rund 6.000 Arbeitsplätze sowie besondere Orte für Kultur und Bildung, Gastronomie, Spiel und Sport entstehen. In einem 2016 durchgeführten, kooperativen Werkstattverfahren überzeugte ein Gesamtentwurf von Cobe (Kopenhagen).

Seit Beschluss ihres Integrierten Plans 2018 wurden zeitgemäße, den globalen und lokalen Klimazielen entsprechende Mobilitäts- und Energiekonzepte entwickelt und mit Blick auf die Umsetzung diverse Wettbewerbsverfahren gestartet. Diese folgen einem umfangreichen Vorgabenkatalog, der unter anderem hochwassersichere Sockel und eine in Nutzung und Gestaltung variable Blockrandbebauung formuliert. Letztere nennt sich Deutzer Block und soll für Vielfalt und Kleinteiligkeit stehen. Auch geförderter Wohnungsbau ist geplant und zwei Brücken schaffen in Zukunft kurze Wege. Für die Außenraumgestaltung ist RMPSL Landschaftsarchitektur aus Berlin verantwortlich.

Inzwischen passiert etwas im Hafen, kleine Reallabore zum Test von Materialien wurden angelegt, Flächen für Grünanlagen und Plätze geräumt, die Freistellung der Mühlengebäude ist abgeschlossen. Parallel dazu beginnt die städtische Entwicklungsgesellschaft moderne stadt mit der Vermarktung der Baufelder über Konzeptvergaben. Den Wettbewerb für den Pionier der Deutzer Blöcke (Baufeld 03 Ost) gewannen JSWD Architekten (Berlin) im Juli 2024. Der Entwurf bildet die Grundlage für das weitere Bebauungsplanverfahren.

Ende September fiel nun die Entscheidung im zweistufigen städtebaulichen Realisierungswettbewerb mit hochbaulichem Ideenteil für das Baufeld 05 unter Juryvorsitz von Dörte Gatermann. Hier konnten sich &MICA (Köln) in allen drei Disziplinen der zweiten Runde durchsetzen. Die Auszeichnungen im Überblick:

&MICA Architekten (Köln)
1. Preis städtebaulicher Realisierungsteil
1. Preis hochbaulicher Realisierungsteil
1. Preis hochbaulicher Ideenteil

Lorber Paul Architektur & Städtebau (Köln)
2. Preis städtebaulicher Realisierungsteil
3. Preis hochbaulicher Realisierungsteil
2. Preis hochbaulicher Ideenteil

HPP Architekten (Düsseldorf)
2. Preis städtebaulicher Realisierungsteil
3. Preis hochbaulicher Realisierungsteil

Henning Larsen Architects (Berlin)
2. Preis städtebaulicher Realisierungsteil
3. Preis hochbaulicher Realisierungsteil
3. Preis hochbaulicher Ideenteil

Baufeld 05 liegt auf der urbaneren Ostseite des Hafenbeckens direkt an der Promenade. Die vier Entwürfe der zweiten Runde zeigen in Gestaltung und Funktion eine gewisse Ähnlichkeit, da die Auslobung mit Bezug auf das Quartiersbuch dezidierte Vorgaben gemacht hat. Gesucht waren da „passende Motive und Themen exklusiv für diesen Ort“. Entwickelt „aus der Programmatik der Häuser, aus der Geschichte und Ästhetik des Ortes, aus der Bewegung des Rheins und den Aktivitäten im Hafen, aus dem Anspruch an Nachhaltigkeit oder aus ganz anderen künstlerischen und kunstvollen Einflüssen“.

Bei 25.500 Quadratmeter Bruttogrundfläche zeichnen &MICA ein „Quartier im Kleinen“, das trotz hoher Dichte (GFZ 4,8) und des technisch wie funktional strammen Korsetts einladend und prägnant wirkt. Die exponierte Wasserseite ihres Blocks bildet ein abstrahiertes Silo – ein 15-geschossiges Hochhaus mit wellenförmig umlaufenden Balkonen. In den unteren fünf Geschossen zeigen die Visualisierungen üppiges Grün, darüber sitzen horizontal aus der Achse gerückt acht weitere Bürogeschosse und eine öffentliche Skybar. Getrennt durch eine Fuge mit Sitz- und Trittstufen in Richtung des angehobenen Innenhofes schließt die siebengeschossigen Hafenhalle mit frei finanzierten Wohnungen an. Ziegelrot mit versetzten Sheddächern zitiert die Gestaltung Ortstypisches. 

Eine Reihe siebengeschossiger Stadthäuser bildet die lange Flanke am Poller Kirchweg. Die Varianz der Fassaden mit Loggien, Balkonen und tiefen Fenstern und mit Wellen betonte Dachformen brechen die Länge auf. Wohnungen in verschiedenen Größen, teils auch kombinierbar, ermöglichen gute Durchmischung und unterschiedliche Finanzierungsformen. Darüber hinaus gibt es an anderer Stelle Atelierwohnungen und Cluster-WGs. Die Erdgeschosszonen sind für öffentliche Nutzungen vorgesehen.

Funktionale, technische und ökologische Anforderungen erfüllt der Entwurf von &MICA teils in Holz oder als Holzhybrid. Die geforderte Individualität gewinnen die einfachen Volumen durch additive Bauteile. Für die Nutzung bedeutet dies zeitgemäß flexible Wohn- und Bürokonzepte, Gemeinschaftsräume auch im Freien und großzügig eingesetztes Grün auf und an den Gebäuden.

Viel Hoffnung verbindet sich mit der Entwicklung am Deutzer Hafen. Doch wie gut lässt sich Vielfalt letztendlich planen? Es wird spannend werden, ob und wie sich der Anspruch, ein lebendiges Quartier zu schaffen, in den Maßstab des Hafens übertragen lässt.


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Siegerentwurf: &MICA (Köln)

Siegerentwurf: &MICA (Köln)

Teilnahme: Lorber Paul Architektur & Städtebau (Köln)

Teilnahme: Lorber Paul Architektur & Städtebau (Köln)

 Teilnahme: HPP Architekten (Düsseldorf)

Teilnahme: HPP Architekten (Düsseldorf)

Teilnahme: Henning Larsen Architects (Berlin)

Teilnahme: Henning Larsen Architects (Berlin)

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