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25.09.2017

Kreisrunder Möglichkeitsraum

Lernzentrum in Sri Lanka von feat.collective


Eine Ansammlung bescheidener Behausungen, dazwischen ein unbefestigtes Wegenetz – das kleine Fischerdorf Parangiyamadu im Osten Sri Lankas liegt in einem Gebiet, das noch immer von den Folgen des Tsunamis gezeichnet ist, der 2004 weite Teile der Küste verwüstete. Mit dem Lanka Learning Center (LLC) enstand hier vor Kurzem ein zukunftsweisendes Lern- und Begegnungszentrum, das den Kindern der Region, unabhängig von Herkunft und Religionszugehörigkeit, einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung ermöglicht und ihnen einen offenen Ort des spielerischen Austausches bietet.

Bereits der Entstehungsprozess dieses „Gemeinschaftshauses“ war geprägt von kollektivem Engagement: Auf Initiative der Hilfsorganisationen S.T.E.P.S. e.V. (Greifswald) und People Helping People (Sri Lanka) und in Kooperation mit dem Institut für Raumkonzeptionen und Grundlagen des Entwerfens der Universität Stuttgart wurde es von feat.collective, einer Gruppe junger Architekten, Designer und Aktivisten aus Stuttgart, Zürich und dem indischen Ahmedabad, entworfen. Sie wiederum entwickelten ihr Konzept in gemeinsamen Workshops mit den künftigen Nutzern des Baus, den Dorfbewohnern.

Das Ergebnis dieser partizipativen Planung ist eine kreisrunde, von einer umlaufenden, nach innen und außen mäandernden Wand geschützte Anlage, die von einem Wasserturm überragt wird. Ein einladender Eingangsbereich mit kleinem Garten öffnet die sonst rundum geschlossene Mauer direkt in Richtung des Dorfes, weitere präzise gesetzte, runde Fensteröffnungen ermöglichen den Blick ins Innere. Den kommunikativen Mittelpunkt bildet ein weitläufiger Hof. Um ihn herum reihen sich fünf auf einem gemeinsamen Strukturraster basierende Pavillons, die Verwaltung, Küche und Kantine, zwei Unterrichtsräume und eine Werkstatt beherbergen. Ihre weit auskragenden Dächer spenden Schatten für eine den Räumen vorgelagerte Plattform mit zwei tiefen Stufen, die nicht nur der Erschließung dient, sondern zugleich als Sitzgelegenheit und „Tribüne“ der zentralen Sandfläche fungiert, die so zum Spielfeld, zur Arena wird.

Die einfache Konstruktion setzt auf lokale Baustoffe und folgt der ortstypischen Bauweise. Möglichst geringe Kosten, Flexibilität, Sicherheit und eine optimale Anpassung an die klimatischen Bedingungen waren die wesentlichen Aspekte, die es zu berücksichtigen galt. Ein auf Punktfundamente gesetztes Stahlbetonskelett bildet die Basis, durch die Anbindung aller Stützen an den unteren und oberen Ringbalken wurde das Gebäude ausgesteift und soll so künftigen Tsunamis und Erschütterungen standhalten. Die Wandfelder füllen Ziegelsteine in unterschiedlichen Mauerwerksverbänden, große Bereiche wurden perforiert, um  Belichtung und Belüftung zu regulieren. Auch die auf Stahlträgern mit etwas Abstand zum Baukörper schwebenden Dächer aus reflektierendem Wellblech lassen die Wärme gut entweichen. Ergänzend dazu ermöglichen mit Lamellen versehene Holzfalttüren die Öffnung der Räume zum Hof und ihre Querlüftung.

Nach außen hin Schutz, im Inneren Integration und Interaktion – das sind die Grundbedürfnisse, denen das LLC auf überzeugende Weise gerecht wird. Vor Kurzem wurde das exemplarische Projekt mit dem „Best Architects Award 18“ in der Rubrik Bildungsbauten ausgezeichnet. (da)

Fotos: Felix Yaparsidi, Barbara Vetter, Vincent Heiland


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