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29.09.2025

Sgraffito und Beton

Kulturumbau in Almaty von Asif Khan Studio


Das sogenannte Goldene Quadrat im Zentrum von Almaty beherbergt nicht nur zahlreiche Regierungsbauten. Das Viertel stand zu Sowjetzeiten auch im Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Stadt. Einen der wichtigsten Orte jener Jahre verkörperte das Tselinny-Kino. Errichtet wurde das Gebäude in den 1960ern. Unzählige Filmpremieren und andere Kulturveranstaltungen fanden hier statt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verlor das Kino allerdings an Bedeutung und wurde schließlich geschlossen. Nun wurde es zum ersten unabhängigen Kulturzentrum des Landes umgebaut. Die Gestaltung des Projekts stammt von Asif Khan Studio (London), die mit dem lokalen Büro NAAW zusammenarbeiteten. Die Genehmigungsplanung und Umsetzung übernahm SPNeft.

Der Kulturkomplex mit seinen rund 5.700 Quadratmetern bildet den mittigen Fluchtpunkt eines der kleineren Boulevards des Viertels. Nicht zuletzt dank seiner gläsernen Front galt er nach seiner Entstehung als Symbol des modernen Aufbruchs der Stadt. Asif Khan und sein Team behalten diese Transparenz bei, platzieren aber vor der Fassade dünne Lamellen. Aus seitlicher Sicht wirken diese wie ein sanft geschwungener Vorhang, was die einst radikale Modernität des Baus verschleiert. Kahn beschreibt die Gestaltung als Referenz an eine Wolke, die er bei seinem ersten Besuch in Almaty über der Steppe schweben sah. Diese interpretierte er als Reinkarnation des turko-mongolischen Himmelsgottes Tengri.

Im Kontrast zur luftigen Hauptfassade sieht man dem übrigen Gebäude seine Vergangenheit als Kino noch an. Bis auf einen verglasten Streifen im Erdgeschoss kommt es als weitgehend geschlossene Box daher. Die musste allerdings aus Gründen des Erdbebenschutzes zu großen Teilen neu errichtet werden. Die Hülle besteht aus vorgefertigten Betonpaneelen, deren Reliefs sich auf ein Sgraffito des Künstlers Evgeniy Sidorkin beziehen. Jenes zierte einst das Innere des Kinos, wurde später teilweise zerstört und ist nun wieder rekonstruiert im Foyer zu bewundern.

Bis auf das Sgraffito überwiegt im Inneren eine zeitgenössisch-reduzierte Atmosphäre mit grauen Betonböden und bündigen Lichtdecken. Der große Saal mit seinem offenen Dachtragwerk lässt an einen Hangar denken. Im Sinne einer multifunktionalen Nutzung wurde er komplett leergeräumt. Kleinere Ausstellungsräume gibt es ebenfalls, darüber hinaus Flächen für Organisation und Verwaltung und – im dritten Geschoss etwas zurückversetzt – ein Restaurant. Ein seitlich platziertes Café öffnet sich außerdem zum Außenraum. Das Umfeld des Gebäudes samt Bepflanzung wurde ebenfalls von Asif Khan in Zusammenarbeit mit NAAW gestaltet. Im Gebäude soll eine breite Vielfalt an künstlerischen Sparten mit Fokus auf die Region gezeigt werden.

Finanziert wird das Kulturzentrum durch den in Kasachstan nicht unumstrittenen Geschäftsmann Qairat Boranbaev. Er ist in der Nachwendezeit reich geworden und stand bereits vor Gericht. Die Leitung hat Jamilya Nurkalieva inne, ein international besetztes Berater*innengremium soll die Unabhängigkeit der Einrichtung sicherstellen. Das Projekt entstand in enger Zusammenarbeit von Asif Kahn mit Zaure Aitayeva, der Chefarchitektin der Expo 2017 in Astana. Sie ist heute mit Kahn liiert und führt mit ihm sein Studio in London. (sb)

Fotos: Laurian Ghinitoiu


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