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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Heiner_Farwick_ueber_den_Boykottaufruf_des_BDA_5269181.html

08.12.2017

Graue Wettbewerbsverfahren

Heiner Farwick über den Boykottaufruf des BDA


Im Sommer hatte der BDA seine Mitglieder zum Boykott grauer Wettbewerbs- und Vergabeverfahren aufgerufen. „Die Zahl der Vergabeverfahren, die elementare Wettbewerbsgrundsätze ganz oder in Teilen nicht erfüllen, nimmt immer weiter zu“, heißt es darin. Am Rande des Berliner Gesprächs am 2. Dezember sprach Friederike Meyer mit dem BDA-Präsidenten Heiner Farwick über Hintergründe und Details.

Herr Farwick, wozu genau rufen Sie auf?
Der Aufruf ist an die 5000 BDA-Mitglieder gerichtet. Es geht um die Wertschätzung der eigenen Arbeit. Immer wieder gibt es Gutachterverfahren, Workshops und kooperative Verfahren, die nach Wettbewerben klingen, aber keine sind. Es werden Leistungen von Architekten erfragt, die keinem geregelten Verfahren unterliegen. Es fehlt beispielsweise eine qualifizierte Jury, ein Auftragsversprechen oder die Anonymität ist nicht gewahrt. Wir appellieren an unsere Kollegen, sich an diesen Verfahren nicht zu beteiligen. Außerdem wollen wir die Auslober dieser grauen Verfahren in Richtung eines regelkonformen Verfahrens beraten.

Das wäre doch aber Aufgabe der Architektenkammern, die qualifizierte Wettbewerbe registrieren.
Die von den Kammern registrierten Verfahren sind in Ordnung. Wir sprechen über die nicht registrierten Verfahren.

Es sollte doch selbstverständlich zur Berufsehre gehören, daran nicht teilzunehmen. Warum muss der BDA seine Mitglieder dazu überhaupt aufrufen?
Weil es oftmals übersehen wird. Die Teilnahme an grauen Verfahren ist ein Verstoß gegen die Berufsordnung und kann gerügt werden. Viele gehen jedoch unbedarft in solche Verfahren. Da kommt ein Anruf, „wir würden Sie gern als Architekt einladen oder als Preisrichter gewinnen“, ich sage zu, bekomme drei Tage vorher die Unterlagen und sehe viel zu spät, dass das Verfahren gar nicht registriert ist. Wir rufen dazu auf, genau hinzuschauen, wir wollen das Bewusstsein schärfen. Wer Verfahrensfehler bemerkt, soll sich mit Kollegen kurzschließen. Und wenn ein Auslober sagt, wir wollen das aber so, dann rufen wir dazu auf, nicht mitzumachen.

Hat es einen Boykottaufruf in der Geschichte des BDA schon einmal gegeben?
Ich bin seit zehn Jahren im Präsidium, in der Zeit hat es das nicht gegeben. Die Rolle der Architekten hat sich stark geändert. Früher hatten wir aufgrund unserer Fähigkeiten und der daraus resultierenden gesellschaftlichen Verantwortung ein hohes Ansehen. Heute müssen wir uns in alle Richtungen entblößen, um einen Auftrag zu bekommen. Auch die grauen Verfahren tragen dazu bei,  Architekten auf eine Rolle als Dienstleister zu verkürzen. Wir wollen als Hauptverantwortliche im Planungs- und Bauprozess in einem Vertrauensverhältnis zum Bauherren stehen. Und dazu gehört Fairness.

Was ist seit dem Aufruf im Sommer passiert?
Wir nehmen eine positive Rückmeldung wahr: „Endlich, gut, richtig.“ Die Vertreterversammlung der Architektenkammer Niedersachsen zum Beispiel unterstützt das Papier ausdrücklich. Es passiert viel hinter den Kulissen.


Zum Thema:

Der vollständige Text des Aufrufs auf der Seite des BDA: https://bda-bund.de/boykottaufruf/


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Kommentare:
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Heiner Farwick leitet das 22. Berliner Gespräch...

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