Mit über 1.000 Kilometern Länge ist der Tajo (span.) der längste Fluss der Iberischen Halbinsel. Er entspringt im spanischen Aragonien, durchquert weite Ebenen, bildet für ein kurzes Stück die Grenze zu Portugal und mündet schließlich bei Lissabon in den Atlantik. Hier, wo das Wasser breit und träge wird, hat das ortsansässige Büro Topiaris Landscape eine neue Verbindung für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen geschaffen, die den Übergang von Stadt zu Natur sanft erfahrbar macht.
Das Projekt Loures Riverfront liegt im gleichnamigen Kreis nördlich von Lissabon, parallel zur Autobahn und zu Industrieflächen, die lange als Barriere zwischen Stadt und Fluss wirkten. Mit dem neuen Fuß- und Radweg schließen die Planer*innen eine bislang aufklaffende Lücke zwischen der Hauptstadt und dem nördlichen Vila Franca de Xira. Die Struktur ist Teil einer größeren Vision, eine durchgehende Route entlang des Ufers im Großraum Lissabon zu erschaffen.
Startpunkt der rund 6,2 Kilometer langen Holzpromenade bildet die eigenständige Mündung des kleinen Flusses Trancão nördlich der imposanten Vasco-da-Gama-Brücke. Von dort zieht sich der Weg als schmaler, mäandernder Steg durch rund 85 Hektar Landschaft – ein Wechsel aus Watt- und Sumpfflächen, Salzwiesen und Schilfgürteln. Die Linienführung folgt den natürlichen Entwässerungsrinnen des Geländes, vermeidet Geraden und lädt zur Entschleunigung ein, heißt es von Seiten der Planer*innen. Neben Erholung und Sport soll der Ort auch der Forschung und Umweltbildung dienen. Insbesondere das Bewusstsein für das sensible Ökosystem Flussmündung gilt es zu schärfen.
Entlang des Stegs öffnen sich immer wieder kleine Plateaus: überdachte Aufenthaltsorte, Vogelbeobachtungsplätze oder Angelpiers. Der markanteste Punkt ist der sogenannte „Tajo-Kreis“, eine kreisrunde Aussichtsplattform, von der sich die wechselnden Stadien der Salzwiesen besonders eindrücklich beobachten lassen. Die leichte Konstruktion ist aufgeständert, um den sensiblen Untergrund weitgehend unberührt zu lassen. Ihre Höhe variiert und reagiert damit auf die Gezeiten – so bleibt sie auch bei Überschwemmungen zugänglich. (gk)
Fotos: João Guimarães, Artur Carvalho
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