Er gilt als einer der wichtigsten Pioniere der Auseinandersetzung mit dem industriellen Erbe: Gestern Abend wurde der Landschaftsarchitekt Peter Latz mit der Auszeichnung „Heritage Champion“ geehrt. Die Auszeichnung wurde im Rahmen der Preisverleihung der diesjährigen European Heritage Awards in Brüssel vergeben. Bereits Anfang Juni waren die prämierten Projekte der aktuellen Runde bekanntgegeben worden. 

Seit Jahrzehnten zeigt Latz, wie aus Industriebrachen und ähnlichen Hinterlassenschaften lebendige Orte für Kultur, Ökologie und öffentliches Leben werden können. Sein Büro gründete er Ende der 1960er Jahre. Eines seiner frühen Projekte im postindustriellen Kontext war die Hafeninsel in Saarbrücken. Hier verschiffte man einst Kohle, bevor das Gelände in Folge des Zweiten Weltkriegs in ein Trümmerfeld verwandelt wurde. 1989 erfolgte die Eröffnung als Bürgerpark. In diese Zeit fällt auch der Auftakt für sein wahrscheinlich bekanntestes Projekt, dem Landschaftspark Duisburg Nord auf dem Gelände eines früheren Hüttenwerks im Stadtteil Meiderich. Realisiert wurde dieses vielfach publizierte Projekt im Rahmen der IBA Emscher Park. Das Projekt steht heute als Gartendenkmal unter Schutz.

Seither folgten zahlreiche weitere Vorhaben, bei denen Latz gekonnt alte Strukturen in zeitgenössische Landschaftsgestaltungen integrierte. Die Jury begründet seine Ehrung wie folgt: „Sein Einfluss reicht weit über Deutschland hinaus – durch seine weltweite Lehrtätigkeit, sein großes gesellschaftliches Engagement und eine bleibende Wirkung darauf, wie postindustrielle Landschaften erhalten und neu gedacht werden können.“ Heute führt sein Sohn Tilman Latz das Büro Latz + Partner in Kranzberg.

Gemeinsam mit Latz erhielt zudem die grönländisch-dänische Wissenschaftlerin und Kuratorin Inge Bisgaard eine Würdigung als Heritage Champion. Bisgaard setzt sich seit Jahrzehnten für Dokumentation und Erhalt diverser historischer Strukturen ein, die auf Grönland zu finden sind. Dazu gehören Militärbauten aus der Zeit des Kalten Kriegs ebenso wie Holzhäuser aus dem 18. Jahrhundert oder alte Inuit-Siedlungen.

Die European Heritage Awards / Europa Nostra Awards werden seit 2002 verliehen. Initiiert durch die Europäische Kommission, werden sie vom Denkmalschutz-Verbund Europa Nostra organisiert und im Rahmen des Programms „Kreatives Europa“ der Europäischen Union kofinanziert. (sb)

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