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14.11.2025
Kammputz in Mintgrün
Erweiterung einer Villa in Markgröningen von knubben & lunker architekten
Eine Villa aus den 1920er Jahren im baden-württembergischen Markgröningen bei Ludwigsburg sollte erweitert und umgebaut werden, damit der Sohn mit der eigenen Familie das Haus gemeinsam mit den Eltern nutzen kann. Vor über 100 Jahren war es das erste Gebäude auf einer kleinen Anhöhe östlich der Kleinstadt, inzwischen ist die Nachbarschaft dicht bebaut. Die Villa wird bereits in der vierten Generation von der Familie bewohnt, die das Architekturbüro knubben & lunker architekten (Karlsruhe) mit der Planung der Projekts beauftragte.
Der Altbau mit einer Bruttogrundfläche von 445 Quadratmetern wurde umfassend saniert und stellenweise neu verputzt. Er steht mit seiner Schauseite nach Norden zur Straße. Auf der deutlich einfacher gestalteten Südseite erfolgte der zweigeschossige Anbau, der sich zum Garten orientiert. Nach Umbau und Erweiterung umfasst die Bruttogrundfläche insgesamt 651 Quadratmeter.
Die Wohnung der Eltern mit 246 Quadratmetern Wohnfläche ist ebenerdig angelegt, die 243 Quadratmeter große Wohnung der jungen Familie des Sohnes liegt im Obergeschoss. Ein neu eingefügter Innenhof versorgt die tiefen Grundrisse des zweigeschossigen Anbaus mit zusätzlichem Licht. Er schafft zudem Sichtbezüge zwischen alter und neuer Bausubstanz, oben und unten. Im Erdgeschoss führt eine kleine Treppe aus dem Innenhof direkt in den Garten. Im Obergeschoss legten die Architekt*innen eine Terrasse an, die ebenso wie die lange Glasfassade an der neuen Küche einen Blickaustausch ermöglicht.
Im Erdgeschoss wurden die Räume des Bestands zur Straße behutsam modernisiert. Stuckdecken, Holzböden und alte Holztüren bilden einen Kontrast zu den großzügig verglasten Räumen des Anbaus. Die Wohnung im Obergeschoss verfügt nun über zusätzliche Räume an einer Galerie im hohen Mansarddach. Auf dessen Form bezieht sich auch das gefaltete Dach des Anbaus.
Überhaupt führe der Neubau „innen wie außen Gestaltungselemente der Bestandsvilla in einer zeitgemäßen Sprache fort“, erklären knubben & lunker. Beispielsweise wird der Sandsteinsockel des Bestands zum Sichtbetonsockel am Anbau. Den groben Kellenwurfputz der Villa griffen sie am Neubau in Form eines Kammputzes mit vier Zentimeter breiten und zwei Zentimeter tiefen Furchen auf. Diese wurden auf einer Höhe von sieben Metern händisch in den Putz gezogen. „Es hat recht lang gedauert, eine Firma zu überzeugen, diesen Kammputz mit uns umzusetzen“, sagt Aristid Chang, einer der beiden Partner im Büro.
Außen wurden zudem auch in den verwendeten Farben und ihrer Intensität Bezüge zwischen beiden Baukörpern hergestellt. Der Wunsch, den Sichtbetonsockel des Neubaus in leicht gelblichem Ton auszuführen, warf die Frage nach einer passenden Bezugsquelle auf, zumal nur eine kleine Materialmenge benötigt wurde. Die Lösung ist anekdotisch: „Schlussendlich ergab es sich“, so Büropartner Valentin Heid, „dass unsere Baustelle gerade so in Reichweite des Betonwerks lag, das den Sichtbeton für Stuttgart 21 herstellt.“ Die Mischung, die für die Kelchstützen des Tiefbahnhofs verwendet wird, entsprach zufällig exakt der für den Anbau gesuchten. Schlussendlich konnte arrangiert werden, dass morgens ein Mischer nach Markgröningen kam und dort die gewünschte Menge ablieferte, bevor der Rest des geladenen Betons zur Baustelle in Stuttgart weiterfuhr. (fh)
Fotos: Sebastian Schels
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