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02.12.2022

Pavillonfächer am Hafen von Sydney

Erweiterung der Art Gallery of New South Wales von SANAA


Mit einem Budget von umgerechnet circa 223 Millionen Euro ist es das bedeutendste Kulturvorhaben in Sydney seit Fertigstellung des Opernhauses 1973: Das Sydney Modern Project erweitert die prestigeträchtige Art Gallery of New South Wales (NSW), eine der führenden Kunstinstitutionen Australiens, zum zeitgenössischen Museumscampus. Dabei erhielt das aus dem späten 19. Jahrhundert stammende, neoklassizistische Bestandsgebäude ein komplementäres Gegenüber: Pritzker-Preisträger*innen Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa, die mit ihrem in Tokio beheimateten Büro SANAA erst kürzlich auch den Praemium Imperiale 2022 erhielten, entwarfen einen eleganten Neubau, der sich terrassenartig in die umgebende Parklandschaft fächert und die bisherige Ausstellungsfläche verdoppelt. Ausführendes Büro war Architectus aus Sydney. In die Realisierung des Projekts flossen neben rund 158 Millionen Euro von staatlicher Seite auch an die 65 Millionen Euro aus privaten Spenden.

Die ineinandergreifenden Pavillons des Neubaus, der künftig „Nordgebäude“ heißt, folgen der Topografie des Geländes, das zum Hafen hin leicht abfällt. Der Baukörper wurde im Wesentlichen auf dem Betondach eines stillgelegten Marine-Öltanks aus dem Zweiten Weltkrieg errichtet, der zugleich eine Umnutzung zu einem neuen, sehr atmosphärischen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst – The Tank – erfuhr. Dieser beeindruckt mit seiner Dimension von 2.200 Quadratmetern Fläche und sieben Metern Höhe sowie der dadurch entstehenden Akustik. Erreicht wird die mit 125 Säulen durchsetzte, unterirdische Halle über eine weiße Spiraltreppe, die selbst wie eine Skulptur wirkt.

Weiteres Highlight des Neubaus ist eine riesige, 250 Meter lange Stampflehmwand, die ihn in einer dramatischen Kurve durchschneidet und sich über zwei Stockwerke erstreckt. Sie soll dem Baukörper einen organischen Charakter verleihen, der die ursprüngliche Topografie des Geländes widerspiegelt und eine Verbindung zur Sandsteinfassade des Bestandsgebäudes herstellt. Produziert wurde sie mit Sand aus der Umgebung von Sydney. Die Fassade wiederum besteht im Bereich der öffentlichen Räume für Gastronomie und ein Foyer vorrangig aus Glas. Die nach außen geschlossen auftretenden Ausstellungspavillons wurden mit mehr als 50.000 handgeschnittenen und handverlegten Kalksteinziegeln verkleidet.

Der sogenannte „Welcome Plaza“ bildet mit einem aus 108 gebogenen Glasscheiben bestehenden Vordach ein zentrales Entree zwischen Alt- und Neubau, das zugleich als witterungsgeschützter Treffpunkt fungieren kann. Dieser befindet sich, ebenso wie ein neuer, öffentlich zugänglicher Kunstgarten, auf der Betonplatte einer Autobahnüberbauung. Diese entstand bereits in den späten 1990er Jahren, um den Bestandsbau – künftig „Südgebäude“ genannt – mit dem Royal Botanic Garden zu verbinden. Sämtliche neue Grünflächen, darunter auch mehr als 3.400 Quadratmeter begehbare Dachterrassen und Innenhöfe, wurden von den Landschaftsarchitekturbüros McGregor Coxall (Sydney) und Gustafson Guthrie Nichol (Seattle) entworfen.

Mit Fertigstellung ihrer Erweiterung ist die Art Gallery NSW das erste öffentliche Kunstmuseum in Australien, das mit einem 6-Sterne-Green-Star-Design-Rating den höchsten Umweltstandard in Sachen Nachhaltigkeit erreicht hat. Dies gelang nicht zuletzt mit der Integration und Umnutzung der beiden vorhandenen Betonplattformen von Öltank und Autobahnüberbauung. Darüber hinaus deckt der Bau seinen Energiebedarf komplett aus erneuerbaren Energien, dazu kommen mehr als 8.000 Quadratmeter begrünte Dach- und Landschaftsflächen, die mit einheimischen australischen Arten bepflanzt wurden. Am Samstag, 3. Dezember 2022, wird der neue Museumscampus mit einem neuntägigen, kostenfreien Spektakel feierlich eröffnet. (da)

Fotos: Iwan Baan


Video:



Zum Thema:

Mehr zum Eröffnungsprogramm: artgallery.nsw.gov.au


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