Ein Berner Großprojekt in drei Bauabschnitten: Mit dem steten Ausbau des Tram-Verkehrs in der Schweizer Bundesstadt werden wachsende Kapazitäten an Abstell- und Werkstattflächen benötigt. Penzel Valier mit Sitz in Zürich haben nun die zweite Etappe eines Depot-Projekts fertiggestellt, das mit einem Wettbewerbsgewinn im Jahr 2008 begann. Dass es sich bei Christian Penzel und Martin Valier um ein Team aus Architekt und Bauingenieur handelt, sieht man dem Projekt im besten Sinne an.
Das nun erweiterte Tramdepot der Städtischen Verkehrsbetriebe Bernmobil befindet sich in der Bolligenstraße im Nordosten von Bern. Es handelt sich um einen langgezogenen Bau mit rechtwinklig abgeknicktem Wendekreis. Ergänzt wurden nun acht weitere Gleise parallel zum bestehenden Abstellbereich. In einer dritten Etappe sollen später noch die an den Wendekreis anschließenden Werkstattkapazitäten erweitert werden.
Wer Fotos des ersten Bauabschnitts im Kopf hat, muss schon genau hinsehen, um die Veränderung des Gebäudes zu erkennen. Von Anfang an haben Penzel Valier nämlich die Erweiterung mitgedacht und dafür ein mitwachsendes konstruktives System ersonnen. Es besteht aus Fachwerkträgern, die wie Kranausleger eingesetzt werden. Eine einzige Stützenreihe in der Mitte des Gleisfeldes dient hier als Unterkonstruktion, wobei die Fassadenelemente der kürzeren Seite der Tragkonstruktion als auf Zug belastete Abspannungen fungieren.
Im Zuge der Erweiterung wurde zunächst die nordwestliche Fassade abgebaut. Dann hängte man Verlängerungen in das bestehende Fachwerk ein und schloss schließlich das vergrößerte Volumen mit alten und neuen Glaspaneelen und Aluminiumblechen wieder. Aus 45 wurden so 72 Meter stützenfreier Querschnitt, im Werkstattbereich gar 95. Umgesetzt wurden die Arbeiten im laufenden Betrieb.
In architektonischer Hinsicht zeigt sich das Gebäude von zwei Seiten. Die schleppdachartige, visuell flächige kurze Front lässt sich mit Hubtoren für die Trams öffnen, während die Längsseite mit der als Sheddach ausformulierten Fachwerksebene eine deutlich plastischere Wirkung hat. Hierzu tragen auch die V-Stützen der Fassadenebene bei, die der Aussteifung des Volumens dienen und dank geschlossener Aluminiumflächen deutlich ablesbar sind. Im Inneren sorgt eine dunkle Farbgestaltung für eine ruhige, ja fast schon historisch anmutende Atmosphäre.
Mittels Wärmeeintrag über die Glasflächen kommt das Depot bis auf eingestellte Aufenthalts- und Werkstattbereiche ohne Heizung aus. Und im Sommer reicht dank der Nutzung der Sheds als Abluftkamine eine passive Nachtauskühlung zur Klimatisierung. Auch Photovoltaik fand auf dem Depot noch Platz, und das Regenwasser wird für die Waschanlage gesammelt. Wann die dritte Etappe folgt, ist noch nicht bekannt. (sb)
Fotos: Dominique Uldry, Nikolay Kazakov
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auch ein | 25.08.2025 15:38 Uhrarchitekt
DAS ist FormFollowsFunction at its best!
bei solchen bauten muss tragwerksplaner und architekt ZWINGEND zusammenarbeiten (dürfen), sonst wirds nix