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22.11.2024

Ein Pass für Gebäuderessourcen

Drei Fragen an Dominik Campanella von Concular


Ein Ziel der Ampelregierung betraf die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie und damit auch das zirkuläre Bauen. Wo stehen wir aktuell? Und was bedeutet das damit verbundene Instrument eines Gebäuderessourcenpasses für die Planenden?

Von Sabina Strambu

Das Aus der bundesdeutschen Ampelregierung macht viele baupolitische Entscheidungen derzeit zur Hängepartie. Eines der im Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele betraf die „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ (NKWS). Einen Entwurf hierfür hatte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) federführend erarbeitet.

Diesen Herbst sollte das Kabinett den Entwurf beschließen, wozu es nicht mehr kam. Die noch amtierende Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) sprach sich vergangene Woche im Rahmen einer Konferenz in Wuppertal für einen Beschluss der Strategie aus. Ihr Appell: „In Zeiten gravierender Umweltkrisen, anfälliger Lieferketten und großer Rohstoffabhängigkeiten ist es essentiell, Ressourcen zu sparen und vorhandene Ressourcen immer wieder zu verwenden. Gerade in unsicheren Zeiten von Kriegen und dem weltweiten Erstarken von Kräften, die auf Isolation aus sind, stärkt Kreislaufwirtschaft unseren Wirtschaftsstandort. Das sind alles zwingende Gründe, das dringende Vorhaben der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie noch in diesem Jahr im Kabinett zu beschließen.“

In der NKWS sind auch umfassende Maßnahmen für den Gebäudebereich vorgesehen, darunter die Einführung eines digitalen Gebäuderessourcenpasses als wichtiges Instrument des zirkulären Bauens. Wir sprachen dazu mit Dominik Campanella, Co-Geschäftsführer des Berliner Unternehmens Concular, das die Bau- und Immobilienbranche bei der Transformation auf kreislaufgerechte Wirtschaft unterstützt:

Was kommt mit dem digitalen Gebäuderessourcenpass auf die Baubranche zu? Für wen wird er verpflichtend?
Der digitale Gebäuderessourcenpass wird ab dem 1. Quartal 2025 über das Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude (QNG) in Deutschland eingeführt. Bereits heute ist er über die DGNB-Zertifizierung und die EU-Taxonomie verpflichtend. Die Einführung wird also sehr zeitnah für alle Neubauten erfolgen, die eine Art der Förderung enthalten.

Mit der DIN SPEC 91484 [Anmerkung der Redaktion: die Dominik Campanella mitinitiiert hat] ist außerdem ein Verfahren zur Digitalisierung von Materialien in Bestandsgebäuden geschaffen worden, das meist beim Rück- oder Umbau Anwendung findet. Viele öffentliche und auch immer mehr private Bestandshalter nutzen dieses Verfahren, um einen Gebäuderessourcenpass für den Bestand nachträglich zu erstellen.

Die Verpflichtung ist aber gar nicht der ausschlaggebende Punkt. Denn der Gebäuderessourcenpass führt zu einer Wertsteigerung des Gebäudes. Beim Neubau kann damit der Wert der verbauten Materialien ermittelt und dieser gegebenenfalls in der Bilanz angesetzt werden, was durchaus mehrere Hunderttausend Euro ausmachen kann. Beim Rückbau können dann bis zu 30 Prozent der Kosten eingespart werden, weil Materialien nicht mehr entsorgt werden müssen, sondern verkauft werden können.
 
Es gibt bereits diverse Anbieter eines Gebäuderessourcenpasses. Wie sieht die Anwendung in der Praxis aus?
Da bei der QNG-Förderung sowieso eine Ökobilanzierung erstellt wird, hat man alle Daten für einen Gebäuderessourcenpass zur Verfügung. Bei Planung in BIM ist die Erstellung sehr einfach durchzuführen. Letztendlich kann auf entsprechenden Plattformen das BIM-Modell oder alternativ eine Excel-Datei hochgeladen werden. Das Resultat ist ein Gebäuderessourcenpass, aber auch weitere Dokumente wie beispielsweise eine Ökobilanzierung.
 
Wieviel davon kommt am Ende tatsächlich in der realen Wiederverwendung von Bauteilen und in einer gelebten Kreislaufstrategie an? 
Der Vorteil liegt natürlich vor allem im Bestand. Bei Anwendung der DIN SPEC 91484 zur Erstellung eines Gebäuderessourcenpasses im Bestand kann die Wiederverwendungsrate je nach Gebäudetyp von 1 Prozent auf 20 bis 60 Prozent erhöht werden. Dies führt auch zu finanziellen Vorteilen. Beim Neubau können die Zirkularität direkt bewertet und bei jeder Umbaumaßnahme die Materialien einfach wieder eingebracht werden. Der Gebäuderessourcenpass ist also ein wichtiger Teil zur Erreichung einer zirkulären Bauwirtschaft.


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Symbolbild Baumaterialien; Foto von Max van den Oetelaar auf Unsplash

Symbolbild Baumaterialien; Foto von Max van den Oetelaar auf Unsplash

Dominik Campanella, Co-Geschäftsführer von Concular

Dominik Campanella, Co-Geschäftsführer von Concular

Gebäuderessourcenpass der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB

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