Oft wünscht man sich als Gast eines Design-Hotels ja selbst, ein Wirbelloser zu sein. Zumindest würden uns dann morgens – nach der Nacht im Design-Bett – keine Rückenschmerzen plagen, meint man. So betrachtet ist die Idee durchaus naheliegend, den wohl weltweit ersten Architekturwettbewerb für Design-Hotels speziell für Insekten auszuloben. Insbesondere in London, wo die städtischen Bienenpopulationen seit Jahren zurück gehen, und insbesondere 2010, dem internationalen Jahr der Biodiversität. 

Da hat sich die Londoner Stadtverwaltung also nicht lumpen lassen und für den Wettbewerb „Beyond the Hive“ („Nach dem Bienenstock“) fünf beste, normalerweise unbebaubare innerstädtische Park-Lagen ausgeschrieben. Genau wie die größeren Design-Hotels für Menschen sollten auch die für unsere kleinen, vielfüßigen Freunde Aspekte der „Nachhaltigkeit und Kreativität“ berücksichtigen. Die fünf gleichrangigen Gewinner sind:

• „Bumblebee City Nesters“ von Fisher Tomlin Garden Designers and Landscapers. Der Entwurf bezieht sich auf die Turmbauten der Londoner Skyline. Die flexible modulare Bauweise erlaubt es, von zweigeschossigen Bed&Breakfast-Gebäuden bis zu riesigen Fünf-Sterne-Hotels für größere Parks alles zu bauen. Die fünf Türme, die derzeit in West Smithfield gebaut werden, werden 90-120 Zentimeter hoch sein und komplett aus Recylingmaterialien hergestellt.
  
  
• „The Insect Hotel“ von Arup Associates. Ein Regal mit 50 Zentimeter Tiefe. Die Form der „Insekten-Apartments“ basiert auf einem Voronoi-Diagramm und bildet auch die Tragstruktur. Die Seitenwände können von Motten und Schmetterlingen genutzt werden, das Dach ist begrünt.
  
  
• „Inn Vertebrate“ von Metalanguage Design. „Entworfen um die Diversität der Architektur in London zu zeigen, ist dieser ‚Inn‘ ein mehrgeschossiges Wohngebäude mit völlig unterschiedlichen Wohneinheiten, die einer Vielzahl von wirbellosen Lebewesen (‚Invertebrates‘) einen geeigneten und luxuriösen Wohnraum bieten.“ Natürlich ebenfalls aus Recyclingmaterialien und mit Gründach wird der Inn in den Bunhill Fields gebaut.
  
  
• „Beevarian Antsel and Gretel Chalet“ von German Women in Property. Der deutsche Beitrag zum Wettbewerb, eine Mischung aus „bayrischem Chalet“ und Schwarzwälder Hänsel-und-Gretel-Märchenhütte. Bietet auf drei Geschossen Recycling-Ziegel für Bienen, löchrige Holzstücke für Marienkäferund vieles mehr.
  
  
• „Brookfield Bug Buddies“ von Brookfield Europe mit Arup, DP9 und Hilson Moran. Der Entwurf nutzt verschiedene, nicht mehr verwendbare Rohre und Leitungen, die sich als schwungvolle Figur aus einem Fundament aus altem Holz erheben. Die konstruktiv nötigen Verstrebungen dienen Kletterpflanzen. Der Entwurf hat eine Zertifizierung nach britischem BREEAM-Standard beantragt.

Alle fünf Entwürfe werden derzeit von ihren Teams in verschiedenen Parks realisiert, die Eröffnung der Bau-Ausstellung findet am 19. Juni – im Rahmen des zweijährlichen London Architecture Festivals – statt. Dann darf abgestimmt werden – denn nur zwei der fünf Hotels werden den „Goldenen Käfer“ gewinnen können. Was das Insekt an sich will, werden wir dann jedoch immer noch nicht wissen – zur Abstimmung sind nur Menschen zugelassen.

Das London Architecture Festival 2010, das vom 20. Juni bis zum 20. Juli läuft, hat übrigens noch sehr viel mehr zu bieten. Veranstaltungen und temporäre Installationen sind noch zahlreicher als 2008, als knapp 250.000 Besucher gezählt wurden. Man darf also einiges erwarten – nicht nur als Wirbelloser.

Das Programm ist seit heute online: www.lfa2010.org

Zum Thema:

Beyond the Hive

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