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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Design-Build-Projekt_der_TU_Berlin_unter_Leitung_von_Ralf_Pasel_6947176.html

01.08.2019

Ein Internat für Bolivien

Design-Build-Projekt der TU Berlin unter Leitung von Ralf Pasel


Bereits in den 1990er Jahren gab es an der Architekturfakultät der Technischen Universität Berlin Design-Build-Projekte, bei denen Studierende vor Ort Bauprojekte in Eigenregie umsetzten. Dazu zählen neben Gebäuden in Mittel- und Südamerika des Lehrstuhls von Ingrid Götz, später betreut von Ursula Hartig, auch die Baupiloten-Projekte, die bis 2015 am Lehrstuhl von Susanne Hofmann realisiert wurden.

Neu ist ein Bau, den 40 TU-Studenten, betreut von Ralf Pasel, im Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion (CODE) vergangenes Jahr in Bolivien verwirklicht haben: Ein Internat für die Landwirtschaftsschule in Bella Vista. Das kleine Dorf in 2.800 Metern Höhe liegt im Cochabamba-Tal, 20 Kilometer von der nächst größeren Stadt entfernt. Der Neubau ergänzt die 2015 realisierte Schule, die ebenfalls von Studenten des Lehrstuhls entworfen und errichtet worden war.

Entstanden ist das Projekt in Zusammenarbeit mit der Fund­a­ción Cristo Vive Boli­via, die seit 40 Jah­ren im Bereich der Armuts­be­kämp­fung in Latein­ame­rika tätig ist. Schließlich leben in Bolivien viele Familien von der Subsistenzwirtschaft. Das neue Internat und die Schule sind Teil eines agrarwirtschaftlichen Ausbildungszentrums, das Jugendlichen aus armen Familienverhältnissen eine Zukunftsperspektive bieten soll, die über die Selbstversorgung hinausgeht. Bereits jetzt sind um die neuen Gebäude und landwirtschaftlichen Flächen der Schule herum weitere, informelle Bauten entstanden.

Das Internat selbst beherbergt Schlafräume für die Schüler, eine Küche sowie Ess-, Lern- und Aufenthaltsbereiche. Die Schlafbereiche haben eigene, zentral gelegene Sanitärkerne. Darüber hinaus gibt es einen Dozentenraum und eingefasste Außenhöfe. Ein länglicher, schmaler Patio hinter den Schlafbereichen dient der Erschließung, ein zusätzlicher konischer Patio vor dem Gemeinschaftsraum als Aufenthaltsbereich. Die technische Infrastruktur für Schule und Internat umfasst eine neue Pflanzenkläranlage und Frischwasseraufbereitung für die Felder sowie eine Photovoltaikanlage für die Stromerzeugung und eine Thermosiphonanlage, die der Wärmegewinnung aus Solarenergie dient.

Äußerlich ist das Projekt stark von dem doppelschaligen, außen mit Wellblech verkleideten Dach, den roten Mauerwerkswänden, den Sonnenschutzlamellen aus Bambus sowie dem durchgängigen Betonsockel geprägt. Die Ebenen Sockel, Wand und Dach sollten gestalterisch durch die Materialwahl klar gegliedert werden; entwurflich orientiert sich die Gestaltung stark an der bereits bestehenden Landwirtschaftsschule. Die Materialien wurden verwendet, weil sie auch vor Ort üblicherweise eingesetzt werden. Zusätzlich haben die Architekten und Architekturstudenten in Zusammenarbeit mit den Einheimischen versucht, innovative Lösungen im Hinblick auf das Tragwerk – Cochabamba ist ein Erdbebengebiet – sowie den klimatischen Komfort zu entwickeln.

Die entstandenen Lösungen sind nach Angabe der Architekten von den Bewohnern auch in Selbstbauweise umsetzbar. Zusätzlich gab es, um den Wissensaustausch zu fördern, eine Zusammenarbeit zwischen der TU Berlin und der Universidad Major de San Simon in Cochabamba sowie mit lokalen Kooperativen. (kh)

Fotos: Cristóbal Palma


Zum Thema:

http://bellavista.code.tu-berlin.de/


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Das Internat liegt im Cochabamba Tal an den östlichen Anden.

Das Internat liegt im Cochabamba Tal an den östlichen Anden.

Sockel, Wand und Dach sind durch die Materialwahl klar gegliedert.

Sockel, Wand und Dach sind durch die Materialwahl klar gegliedert.

Die liegenden Sonnenschutz-Lamellen unterstreichen die horizontale Fügung der Wandelemente.

Die liegenden Sonnenschutz-Lamellen unterstreichen die horizontale Fügung der Wandelemente.

Die Patios sind den Schlafräumen und dem Gemeinschaftsraum vorgelagert.

Die Patios sind den Schlafräumen und dem Gemeinschaftsraum vorgelagert.

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