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01.01.1998

Adolf Krischanitz. Architect. Buildings and Projects 1986-1998

Bücher im BauNetz


Solides Einzelstück
Die Entscheidung für eine Monographie fällt oft aus Gründen der aufrichtigen Verehrung, manchmal aus geschmacklicher Neigung. Vielleicht auch, weil man ihr so mühelos verfallen kann, der „Autorenarchitektur” (Klaus-Jürgen Bauer). Wer den immerhin nicht ganz billigen Band zum Werk von Adolf Krischanitz kauft, wird umfassende Information erwarten. Und der Leser wird nicht enttäuscht, solange sich sein Interesse tatsächlich nur auf den dargestellten Zeitraum der Jahre 1986 bis 1998 beschränkt. Das Buch ist ein solides Einzelstück, in Leinen gebunden und offensichtlich anderen bedeutenden Monografien - guten Vorbildern - nachempfunden. Krischanitz’ Werk ist in Bauwerksgruppen geteilt worden, von zwei interpretativen Texten umschmeichelt und mit Bibliograhie, Werkverzeichnis und Vita abgerundet. Klar und unaufdringlich, aber selbstbewußt, „beinahe nichts”, wie auch die Architektur des Adolf Krischanitz.
Bereits vier Jahre früher hatte der mittlerweile im Birkhäuser-Verlag aufgegangene Zürcher Artemis Verlag eine Einzeldarstellung herausgegeben. Der neue Band löst nun diesen alten, als vergriffen geführten, in einer aktualisierten Edelvariante ab. Er läßt die Möglichkeit offen, irgendwann rückwirkend eine Nullnummer des Gesamtwerks nachzureichen, die den frühen Krischanitz noch als ein Mitglied von „Missing Link“ und vor 1986 zeigt.


Sprache für Schreibstube bis Städtebau
An die handelsübliche Zweisprachigkeit des Verlages hat man sich gewöhnt; bisweilen wirkt sie überzogen - für Krischanitz scheint sie angemessen, denn er ist längst nicht mehr nur ein österreichischer Architekt. Er ist einer jener disziplinierten Wiener Visionäre, die zum Beispiel in Berlin „domestiziert“ wurden und internationales Ansehen genießen. Innerhalb der acht gezeigten Werkgruppen, vom privaten Wohnhaus bis zum öffentlichen Bau, können die ihnen jeweils innewohnenden Entwicklungsschritte verfolgt werden. Mehr dazu erfährt man in den beiden begleitenden Aufsätzen, die sich allerdings teilweise überschneiden und mit den Projektbeschreibungen einige Wiederholungen erzeugen. Schwerpunkte in Krischanitz’ realisiertem Werk bleiben der Wohnbau, der Typ Pavillon und die herausragenden Einzelstücke, wie die Kunsthalle Krems (1992-95) und die Neue Welt Schule in Wien (1992-94) - auch wenn die Darstellung der eingeführten Werkgruppen das Gleichgewicht zugunsten der öffentlichen Gebäude und des Städtebaus zur Ausgewogenheit, zur Universalität hin verschieben möchte. Es geling nur bedingt, denn die schwarz-weißen Computerstudien der Großprojekte fallen neben den Farbbildern der realisierten Einzelobjekte sehr flach aus.


Rätsel Grundstücksgrammatik
Der Werkinterpretation wird im Buch sehr viel Raum gegeben. An mancher Stelle hätte auch ein exakt beschreibender Text gereicht. Im Falle der „Grundstücksgrammatik”, ein Instrumentarium, das für die städtebauliche Gutachtertätigkeit des Adolf Krischanitz steht, würde man hingegen noch mehr und noch Konkreteres lesen wollen. Dieses Verfahren zur Parzellierung und die Vorgabe von Parametern für eine spätere Bebauung ist vielschichtig und deshalb auch penibel zu beschreiben. Statt dessen verschmelzen die besten Beispiele des Typus „Pavillon” (Traisenpavillon, St.Pölten 1988/89, Österreich-Pavillon zur Buchmesse, Frankfurt 1994/95) mit den grammatikalischen Regeln ganz anderer Projekte zu einer Text-Melange (Markus Grob), die vom Leser erst wieder entschlüsselt werden muß. Doch, das Buch ist ein schönes Beispiel für eine Monographie, die aus reichem Fundus schöpfen und eine Werkgenese mehr als glaubhaft darstellen kann. So setzt es sich nämlich angenehm ab von der Praxis eilig produzierter, einem gebauten Werk weit vorauseilender Werbebände. (Eva Maria Froschauer)


Mit einer Einführung von Klaus-Jürgen Bauer und einem Essay von Markus Grob.
Gebunden, 192 Seiten, 150 farbige und 150 S/W-Abbildungen, Text deutsch / englisch,
Birkhäuser, Basel Berlin Boston 1998
ISBN: 0817658246



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