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01.01.1997

Industriearchitektur in Dresden

Bücher im BauNetz


Wußten Sie, daß...in Dresden die erste deutsche Gemeinde-Gasanstalt, das erste Fernheizwerk und die modernste Schlachtanlage Europas entstanden? Das war in den Jahren 1828, 1898 bzw. 1910. Heute fällt es schwer zu glauben, daß die topographisch grandios gelegene, aber als etwas verschlafen geltende sächsische Beamtenmetropole einst auch zu den technologisch führenden Industriestädten Deutschlands zählte. Daran ändert auch die in den letzten Jahren in den Wald der „Dresdner Heide“ eingepflanzte Siemens-Chipfabrik wenig.
Wer sich aber auf die Spurensuche nach den baulichen Hinterlassenschaften der Dresdner Industrievergangenheit macht, lernt so manche architektonische Überraschung kennen.

Auf diese Reise...begab sich der Fotograf Hans-Christian Schink. Für eine Buchreihe des Deutschen Werkbunds fotografierte er 24 Industriebauten in Dresden, die meisten von ihnen aus der Gründerzeit, der Zeit um die Jahrhundertwende und den zwanziger Jahren. Auch zwei schöne Fünfziger-Jahre-Bauten aus der Frühzeit der DDR wurden berücksichtigt. Aus diesem Material speisen sich im vorliegenden Band 40 edel gedruckte, ganzseitige Schwarzweiß-Tafeln. Sie werden ergänzt durch eine chronologische Industriebaugeschichte, in der die Bauten mit detaillierten Informationen zur Entstehungsgeschichte besprochen und in den historischen Kontext gestellt werden. Ein fachlich fundiertes, schön aufgemachtes Geschenkbuch jenseits der üblichen Mainstream-Produktionen für den Couchtisch.

Doch nicht nur als Geschenkbuch... sondern auch als ernsthafter Architekturführer läßt sich diese Neuerscheinung nutzen. Auch wer die der touristischen Schaufront abgewandten Stadtteile Dresdens leidlich kennt, wird hier sehenswerte Gebäude entdecken. Im übrigen spiegelt dieses Buch respektive diese Buchreihe – der Band Chemnitz liegt bereits vor, der Band Leipzig ist in Vorbereitung – die spezifische Situation Ostdeutschlands wider: Viele Industriedenkmale, die im Westen längst abgerissen worden wären, haben die Zeiten überdauert, stehen nun aber leer. Die meisten im Buch behandelten Objekte haben ein Nutzungsproblem. Im Klartext heißt das: Möglicherweise wird die Gebäudesammlung in diesem Band schon in wenigen Jahren als Dokumentation einer Verlustliste gelesen werden müssen. Der Abriß des trutzigen Kühlhauses Linde aus den zwanziger Jahren, unmittelbar neben der frisch restaurierten und wieder höchst populären Tabakmoschee Yenidze gelegen, ist bereits beschlossenen Sache.
(Benedikt Hotze)

Tilo Richter
Herausgegeben vom Deutschen Werkbund Sachsen. Mit Fotografien von Hans-Christian Schink
Gebunden, 85 Seiten mit 40 Abbildungen, DM 49,90

Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1997
ISBN: 3-378-01019-3
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