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06.01.2012

Hans Hollein

Bücher im BauNetz


„Alle sind Architekten. Alles ist Architektur“, schrieb Hans Hollein 1967 zu Beginn seiner Karriere in der Avantgarde-Zeitschrift Bau. Dieser bekannte Satz des Wiener Universalkünstlers – der die Architektur lediglich gewählt hat, weil sie aus seiner Sicht die wirkungsvollste Disziplin ist – ist eines von vielen Zitaten des einzigen österreichischen Pritzker-Preisträgers. Die Forderung „Architekten müssen aufhören, nur in Bauwerken zu denken“ und Gedanken wie „Die Möglichkeit, jeden der Sinne, Körperteile und Körperfunktionen entsprechend zu erweitern, wird zu künstlichen Umwelten führen, die weit über den heutigen Umweltbegriff – der von einer gebauten Umwelt geprägt ist – hinausführen“ sind in den Manifesten und theoretischen Schriften Holleins zu lesen.

Sein Werk hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten als wichtiger Beitrag in die Kunst- und Architekturgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg eingeschrieben – Hollein gilt in seinem Schaffen als Designer, Bildhauer, Theoretiker und vor allem als Architekt als der Pionier der Postmoderne, doch sein frühes künstlerisches Werk, das Hollein u. a. Ausstellungen im MoMA in New York und im Centre Pompidou in Paris einbrachte, ist ein wenig aus dem Blickfeld geraten, obwohl er mit bedeutenden Künstlern wie Christo und Beuys gearbeitet hat.

Als vorbeugende Maßnahme widmet der Hatje Cantz Verlag Hans Hollein nun ein umfangreiches, fast 500 Seiten schweres Buch, das erstmalig das Gesamtwerk des Künstlers, Designers, Theoretikers, Kurators und Architekten würdigt. Es ist als Ergänzung zur ersten Retrospektive des Universalkünstlers erschienen, die zur Zeit im wiedereröffneten Grazer Joanneum zu sehen ist.

Von Visionen wie der Wolkenbügel-Skizze, den utopischen Megastrukturen seiner Stadtmodelle und der berühmten Architekturpille bis hin zu seinen realisierten Bauten – einer „Non-standard-Architektur“ (Frederic Migayrou) – seinen Möbelentwürfen, Stadtplanungen und Ausstellungsarchitekturen wie der „Strada Novissma“ auf der 39. Architekturbiennale in Venedig spannt dieses Buch einen großen Bogen. Besonderes Bonbon sind hierbei die vielen abgebildeten Skizzen und eingescannten Beiträge teilweise längst vergriffener Magazine sowie die gesammelten Zitate anderer Architekten, die Holleins Werk in einen zeitgeschichtlichen Kontext einordnen. Keine Frage, der Weg von Holleins Architekturutopien der 1960er Jahre zu den aktuellen Großprojekten in China und Taiwan ist vielschichtig und lang. Heute ist der 77-jährige Grenzgänger zwar etwas langsamer geworden, aber immer noch aktiv – Grund genug für weitere Ausstellungen, Retrospektiven und Bücher. 

Hans Hollein
Herausgegeben von Peter Weibel
Gestaltung von Haller & Haller
Texte von Hans Hollein, Peter Weibel
Hatje Cantz, 2011
Deutsch/Englisch, gebunden
420 Seiten, 28 x 34 cm
738 Abb., davon 521 farbig
58 Euro

www.hatjecantz.de

Die Ausstellung „Hans Hollein“ ist noch bis zum 9. April 2012 in der Neuen Galerie Graz des Universalmuseums Joanneum, Mariahilferstraße 4, 8020 Graz, zu sehen.

www.museum-joanneum.at


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