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21.11.2010

Distance and Engagement

Bücher im BauNetz


Wie angenehm muss die Arbeit eines Landschaftsarchitekten sein! Auch er plant Räume, bedient sich dabei aber nicht wie der Architekt einer schweren, massigen Materialpalette, sondern appliziert mit scheinbarer Leichtigkeit Bäume, Pflanzen und andere Gewächse oder Gräben und Erdaufschüttungen in die Kulturlandschaften. Die Bäume kennt er alle beim Namen, weiß ihre Eigenschaften, ihren Nutzen und an welchen Orten sie sich am Besten entfalten. Er plant dabei nicht in nur einem Kontext, sondern in Zuständen – schließlich muss er stets in seine Planung die Jahreszeiten mit einbeziehen. Und falls er doch einmal eine verklärte Sehnsucht nach totem Material wie Beton oder Holz verspüren sollte, kann er auch diese in seinen Entwurf integrieren, einen Kontrast schaffen und dadurch die Schönheit der Landschaft auf eine andere Weise betonen.

Die druckfrisch erschienene Dokumentation „Distance and Engagement. Walking, Thinking and Making Landscape“ portraitiert die Arbeiten und Arbeitsweisen von Vogt Landschaftsarchitekten. Welche Bedeutung die Distanz haben kann, merken wir oft erst, wenn wir Nähe suchen. Eine individuelle Sehnsucht nach dem ersten Garten, dem Paradies, sehen die Landschaftsarchitekten des Schweizer Büros Vogt als einen stetigen Ausgangspunkt ihrer Projekte. Günther Vogt, ehemals Partner des verstorbenen Dieter Kienast, gehört mit seinen Projekten zu den wichtigsten Vertretern der internationalen zeitgenössischen Landschaftsarchitektur-Szene. Innen- und Außenwelt – Idylle und Wildnis – schaffen bei ihm einen Horizont, der jedem Gartentypus zu grunde liegt. Innerhalb des „hortus conclusus“ entfalte sich die gewachsene Biographie des Besitzers zu einem Raumbild. Erst aus der distanzlosen Beziehung zur erzählten intimen Lebensgeschichte resultiere das Bild des spezifischen Gartens.

Ihre Arbeitsweise beschreiben Vogt Landschaftsarchitekten selbst als „eine radikal subjektive, auf Exkursionen in die Landschaft basierende Methodik“. Ziel dieser Exkursionen sind beispielsweise die französischen Festungen von Vauban, die Yorkshire Dales in England oder das obere Rheintal in der Schweiz. Die Synthese solcher Landschaften und die Transfomation dieser Landschaftserlebnisse in Kriterien für Landschaftsarchitektur sind Thema der neuen Publikation.

„Walking, Thinking and Making Landscape“
definiert die möglichen Zustände im Gestaltungsprozess des Büros: Die Fußgängerperspektive ist bei Vogt von ebenso grundlegender Bedeutung wie der Modellbau. Gehen wird zum Entwurfswerkzeug, großmaßstäbliche Arbeitsmodelle, welche die Fußgängerperspektive simulieren, sind wesentlicher Teil des Entwurfsprozesses.

Die Publikation beginnt dort, wo die ebenfalls bei Lars Müller erschienene Vorgängerausgabe „Miniatur und Panorama“ endet. Im Querformat reihen sich hier in einer beeindruckenden Bandbreite Ideenskizzen, aktuelle Projektpräsentationen, wissenschaftliche Untersuchungen, Analysediagramme, Arbeitsmodelle und Bildstrecken aneinander. Ein Buch, das nicht nur Landschaftsarchitekten interessante neue Ansätze und Inspiration bietet. (jk)

Distance and Engagement

Vogt Landscape Architects & Alice Foxley

erschienen bei Lars Müller Publishers

Englisch, 480 Seiten, gebunden, 50 Euro


www.lars-mueller-publishers.com



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