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11.08.2020

Die Schönheit einer Kläranlage

Betriebsbau und Pavillon in St. Gallen von Lukas Imhof


Monofunktionalen, technischen Anlagen wie einem Klärwerk wohnt eine ganz eigene, stoische Ästhetik inne. Diese kann durchaus faszinieren und bautypologisch reizvoll sein – wenn man sich darauf einlässt. Eingelassen auf diese, nun ja, trockene Bauaufgabe hat sich das Zürcher Architekturbüro Lukas Imhof Architektur: Mit viel Gespür für räumliche Qualitäten, Material und Details haben sie ein neues Betriebsgebäude und einen Pavillon für den Abwasserverband Altenrhein (AVA) in der Schweiz entworfen. Und gleich dazu eine Gestaltungssatzung für die gesamte Kläranlage entwickelt. 

Die Anlage erinnert an städtische Strukturen: Zwischen mitunter markanten Gebäuden wie hohen Silotürmen spannen sich Straßen und Gassen, Nischen und Plätze auf. So entstehen Blickbeziehungen und räumliche Hierarchien. Die damit verbundenen architektonischen Qualitäten galt es herauszuarbeiten und zu stärken. So zumindest der Anspruch von Lukas Imhof.

Das größere der beiden Neubauten ist das Betriebsgebäude, in dem das Wasser von Mikroverunreinigungen und Spurenstoffen gereinigt wird. Der rechteckige Bau setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Der höhere beherbergt die Reinigungsbecken, der niedrigere die technischen Anlagen. Die Funktionen der Gebäudeteile spiegeln sich auch in der Fassade wider. So bilden die Beckenwände zugleich den Sockel des höheren Baukörpers, dessen Betonstruktur von den Schalungseinlagen aus Holz geprägt ist. Darüber wurde eine vertikale Lattung aus vorvergrautem Tannenholz als durchlässige Fassade ausgeführt. Die Fassade des niedrigen Gebäudeteils besteht aus demselben Holz, funktionsbedingt wurde hier aber eine geschlossene Variante realisiert.

Bei dem zweiten Teil des Bauprojekts handelt es sich um einen Mehrzweckpavillon, der mit seinen 60 Quadratmetern Größe als Vortragsraum und Besucherzentrum, Treffpunkt und Veranstaltungsort dient. Architektonisch stellt der vieleckige, fast runde Bau eine Analogie zu den Faultürmen des Klärwerkes dar, aber auch an ein Tempietto. Rote Sonnenstoren unterbrechen die vertikal gegliederte Holzfassade. Vor Überhitzung im Sommer wird der Bau durch natürliche Konvektion geschützt: Die Bodenplatte aus Estrich beherbergt Zuluftleitungen, die im Zentrum des Baus enden. Unter dem Dach des Pavillons wiederum sind kleine Fenster angebracht, sodass durch den Höhenunterschied von sechs Metern zwischen Dach und Boden Luftbewegung entsteht, die den Raum kühlt. 

Mit den beiden Neubauten haben die Architekt*innen all jene Gestaltungsparameter aufgezeigt, die die zukünftigen Gebäude des funktionalen Ensembles prägen werden: Dunkel gestrichene Putze, Sichtbeton, vertikal gegliederte Holzfassaden aus vorvergrautem Tannenholz und Vordächer aus Beton, die zum Schutz der Holzfassaden dienen. Eine kleine, aber fein abgestimmte Palette, die mit Gespür für Proportionen und Details angewendet, aus der Kläranlage ein architektonisches Kleinod machen. (as)

Fotos: Hannes Heinzer


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Betriebsgebäude und Pavillon: Zwei Neubauten ergänzen nun den Bestand des Abwasserverbands Altenrhein.

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Holz und Beton: Durch Form und Farbe scheinen beide zu einem Element zu verschmelzen.

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Der Mehrzweckpavillon ist ein reiner Holzbau mit einer Fassade aus vorvergrautem Tannenholz.

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