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09.09.2025

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Lineare Ruinenästhetik

Betonvilla an der Algarve von Pedro Domingos


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Von einem Restgrundstück zu sprechen, ist bei dieser Villa an der Algarve sicher nicht ganz richtig – schließlich umfasst das Gelände 2.000 Quadratmeter. Aber anders, als die Fotos es vermuten lassen, steht der langgezogene Betonbau keineswegs auf weiter Flur. Am höchsten Punkt der Topografie besetzt er eine schmale Stelle zwischen Straße und benachbarter Bebauung. Umso strategischer nutzt die Architektur die freien Sichtachsen zur Rahmung der Landschaft. Entworfen haben das Projekt Pedro Domingos Arquitectos aus Lissabon.

Zu finden ist die Villa in einem kleinen Weiler über der Gemeinde Santa Bárbara de Nexe. Auffällig ist die lineare Anordnung des Raumprogramms. Jedes Zimmer nimmt fast die ganze Tiefe des langgezogenen Volumens ein. Dienende Funktionen wie Badezimmer und eine zweiläufige Treppe fanden hingegen in kleinen Annexen Platz. Auch alle weiteren Erschließungsflächen sind an den Rand gerückt. Mehrere Patios innerhalb der Hülle geben der introvertierten Setzung Bezug zum Außenraum. Über einen dieser Patios wird das Gebäude auch betreten. Wohnzimmer und Küche bilden die Mittelzone, von der es einerseits zum Pool und andererseits zum primären Schlafzimmer geht. Das Untergeschoss dient als Schlaftrakt mit drei weiteren Zimmern.

Das Projekt solle die Assoziation an eine verlassene Ruine in der Landschaft evozieren, schreiben die Architekt*innen. Tatsächlich lässt die Struktur durchaus an einen verlassenen Infrastrukturbau denken. Gewöhnliche Fenster findet man hier keine. Vielmehr fällt das Licht durch diverse unerwartete Öffnungen in Decken und Wänden, die ursprünglich eine ganz andere Funktion gehabt zu haben scheinen.

In ästhetischer Hinsicht überwiegt die Wirkung des rohen Ortbetons. Für Kontraste sorgen Elemente aus hellem Stahl und Flächen aus weißem Marmor. Den farblichen Höhepunkt des Projekts bildet aber der türkisgrün schimmernde Pool am südwestlichen Ende des Volumens. Von hier geht der Blick hinunter bis zum Meer. (sb)

Fotos: Francisco Nogueira


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

Simon | 10.09.2025 10:48 Uhr

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Ganz im Ernst:
Mich würde echt einmal der Blick auf die Projekte nach der Veröffentlichung reizen.

Wer wohnt da? Wie wird hier gelebt? Das wäre doch echt mal interessant. Wenn dann die ersten Klamotten rumliegen, oder Kinderspielzeug herumsteht.

Aber nicht nur das Leben innen im Haus. Wie funktioniert das außen? Wie passieren die banalen Dinge, kommt das Ehepaar vom Einkaufen, wie kommen die Kinder zur Schule. Können hier überhaupt Kinder oder Familien leben? Oder wohnen hier nur Golf spielende DINKs?

Kann man hier überhaupt leben? Kann man einen gemütlichen Netflix Abend machen oder nur „Schatz der Wald brennt, wir gehen in den Pool“?

Vielleicht möchte der Bau aber auch nur eine Rolex sein. Auch der Laie kennt es. Ein Statussymbol. Beides teuer, aber zu banal, zu offensichtlich.

4

auch ein | 10.09.2025 08:26 Uhr

architekt

was ist denn dieser komische alkoven auf bild 11??
alles recht massiv und dann so fummelige weisse stäbchen-regale wo man überall reinschaut. will man die kubische klarheit damit wieder ein bischen "vermenschlichen" ?

was ein riesenklotz, aber gut gelungen

3

Ulrich Zeutschel | 09.09.2025 20:43 Uhr

Betonvilla an der Algarve-Küste

Über Geschmack kann man ja streiten, aber allein die Verschwendung solcher Unmengen an Beton ist unanständig! Wahrscheinlich werden die Bewohner:innen dieses Bunkers innerhalb kurzer Zeit in tiefe Depressionen verfallen, sich im Pool ersäufen und ihre unerlösten Seelen werden durch das Gemäuer - nee, das Ortbeton-Labyrinth - heulen, und dann will den Bau kein Mensch kaufen und er steht als echte Spuk-Ruine in der Landschaft.

2

fjh | 09.09.2025 19:55 Uhr

Zur r

Endlich noch jemand, der über den Tellerrand der reinen Architektur schaut, danke! Das Thema betrifft in Europa ja die ganze südliche Hemisphäre, vom Rest der Welt mal ganz zu schweigen.

1

Sebastian von Oppen | 09.09.2025 17:35 Uhr

Portugals Küste

Die Villa ist ja schick, aber die Zersiedlung der portugiesischen Küste mit solchen mehr oder weniger schicken Domizilen ist ein Drama. Das Land verkauft sich an die Reichen dieser Welt und kann sich aufgrund der dramatischen Staatsverschuldung kaum dagegen wehren. Schön wäre, wenn man noch etwas übrig ließe von den vormals wilden protugiesischen Küstenwäldern. Mal ganz abgesehen von der Privatisierung öffentlichen Raums.

 
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