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21.07.2025

Zweite Chance in Islamabad

Ausbildungszentrum von DB Studios


Im Auftrag der gemeinnützigen Organisation Vision Pakistan entstand mit dem Institute of Dress Technology ein Ausbildungszentrum für junge Männer im Alter von 16 bis 25 Jahren. Es richtet sich an Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen in Ghauri Town – einem dicht besiedelten, formal bisher nicht vollständig anerkannten Wohngebiet am Rand von Islamabd – und will ihnen mit einer Ausbildung im Schneiderhandwerk eine zweite Chance ermöglichen. Entworfen wurde das farbenfrohe Gebäude vom ortsansässigen Büro DB Studios.

Der Neubau bietet Platz für rund 50 Auszubildende. Im Rahmen eines einjährigen Programms erhalten diese hier neben einer praktischen Ausbildung im Schneiderhandwerk auch Unterricht in Urdu, Mathematik und Buchführung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt zudem auf der Vermittlung lebenspraktischer Kompetenzen wie etwa Zeitmanagement und Eigenverantwortung, um die Jugendlichen auf den Weg zu mehr Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Teilhabe zu bringen.

Der Entwurf von DB Studios reagiert auf das teilweise informelle, heterogene Umfeld mit einem schlichten und dennoch auffälligen Gebäude. Prägend für den sechsgeschossigen Bau sind die farbigen, ornamental gestalteten Metallgitter in kräftigem Grün, Blau, Rot und Gelb, die sich wie Farbkleckse über das streng gegliederte Betonskelett legen. Für die sogenannten Jali ließen sich die Architekt*innen von regionalem Kunsthandwerk ebenso wie von der ausgeprägten Bedeutung von Farben in der pakistanischen Kultur inspirieren. Folglich sollen die Gitter nicht nur als Sonnenschutz und Sichtschutz dienen, sondern auch symbolisch für Hoffnung und Lebensfreude stehen.

Die Erschließung erfolgt über einen zentralen Kern, der ab dem zweiten Obergeschoss zu einem Atrium wird. Im Souterrain sowie im Erdgeschoss sind Einzelhandelsflächen untergebracht, die zur finanziellen Unterstützung des Projekts beitragen sollen. Gleichzeitig können hier Arbeiten der Schüler ausgestellt werden. In den Obergeschossen befinden sich Unterrichtsräume, Verwaltungs- und Aufenthaltsbereiche. Im dreigeschossigen Atrium wurde ein hoher Baum gepflanzt. Die Klassenzimmer liegen alle an der Ostseite und lassen sich bei Bedarf flexibel unterteilen. Auf dem Dach finden sich Wohnräume für Mitarbeitende, ein großer Speisesaal, ein Gebetsbereich unter freiem Himmel und ein Küchengarten.

Beton, Sichtmauerwerk, nicht verkleidete Leitungen und schlichte Terrazzo-Böden bestimmen die großzügigen und verhältnismäßig hohen Räume im Inneren. Um die Baukosten niedrig zu halten, legten die Architekt*innen Wert auf wartungsarme Materialien und robuste Ausführungen. Gleichzeitig, so heißt es in der Projektbeschreibung, soll die Gestaltung ein Gefühl von Eigenverantwortung fördern. Dazu gehöre etwa die mögliche Anpassung der Räume, so DB Studios. Außerdem übernehmen die jungen Männer Aufgaben wie das Reinigen der Räume, die Pflege der Bäume und die Betreuung des Küchengartens.

Finanziert wurde der rund 850 Quadratmeter große Bau durch die sogenannte Zakāt – eine für Muslime in Pakistan gesetzlich verpflichtende Abgabe, die sowohl privat als auch staatlich erhoben und verwaltet wird, um soziale Gerechtigkeit zu fördern. (dsm)

Fotos: Usman Saqib Zuberi


Zum Thema:

Das Gebäude steht derzeit auf der Shortlist des Aga Khan Award for Architecture, der Projekte in muslimisch geprägten Ländern würdigt, die sich für Gemeinwohl und Umweltschutz einsetzen.  


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