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24.10.2013

Duisburger Zuspitzung

Ortner + Ortner vollenden Landesarchiv


Schon im Februar 2010 war Baubeginn, und zwischenzeitlich hatte das Duisburger Landesarchiv seinen festen Platz in der Liste von Deutschlands Skandalbaustellen. Deutlich teurer als geplant wurde es schließlich, doch der Umbau des denkmalgeschützten einstigen Getreidespeichers durch Ortner & Ortner Baukunst (Wien, Berlin) war von an Anfang an kein einfaches Projekt. Nicht zuletzt führten die statischen Besonderheiten der alten und neuen Nutzung zu aufwendigen baulichen Sonderlösungen.

Zentrales Element des Archivs ist der neue, 70 Meter hohe Turm, der mit 148 Regalkilometern einen Großteil der Archivalien aufnehmen wird. Seine fast schon archaische Formensprache orientiert sich am alten Speicher mit den markanten, vor- und zurückspringenden Giebeln. Aber allein schon durch die Maße des Turms erfolgt eine Überhöhung, die von der Anmutung des alten Gebäudes nicht viel übrig lässt. Das Ergebnis ist kein Ensemble aus Denkmal und Erweiterung, sondern ein monumentaler Hybrid aus Alt und Neu. Der Nutzung als „Deutschlands größtem Archivbau“ wird diese radikale Erscheinung aber durchaus gerecht – und auch städtebaulich passt die neue Landmarke zur weitläufigen Umgebung.

Neben dem Hauptgebäude mit seinem Turm haben Ortner & Ortner entlang des Ufers ein weiteres Gebäude platziert, das bei sechs Geschossen auf einer Länge von 160 Metern Lesesäle, Büros und Erweiterungsflächen aufnimmt. Auf einem straßenseitigen Sockel mit Oberlichtern entwickelt sich der Grundriss dieses Neubaus in Anlehnung an das nahe Wasser wellenförmig. Mit seinem dunkelroten Putz greift es die Backsteinfassade des Speichers auf, wirkt damit aber doch deutlich pragmatischer als das Archivgebäude.

Am Übergang zwischen Speicher und Anbau liegt außerdem das Foyer, das sich auch zum Wasser hin öffnet. Mit großen Öffnungen erlaubt es zudem Ausblicke auf das gesammelte Archivmaterial. Zu dessen Schutz geriet im Übrigen nicht nur der neue Turm fensterlos, sondern auch die bestehenden Öffnungen des Speichers wurden farblich abgesetzt durch neues Mauerwerk verschlossen.

Von der gegenüberliegenden Seite des Hafens aus gesehen hat das Ensemble eine metaphorische Wirkung: Die Anlage wirkt wie ein Tier, dessen Körper sich am Ufer entlang schlängelt und dessen Kopf das Archivgebäude bildet. Ortner & Ortner zeigen das gesammelte „Gedächtnis Nordrhein-Westfalens“ nicht als staubig-toten Wissensberg, sondern als lebendiges Wesen, das im Alltag des Bundesland seinen Platz haben soll.


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