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03.02.2005

Sozialistische Baukunst

Zum 100. Geburtstag des Architekten Hermann Henselmann


Hermann Henselmann, der einflussreichste Architekt der DDR, wäre am 3. Februar 2005 hundert Jahre alt geworden.

Henselmann hat mit seinen Bauten einer neuen Gesellschaft ihre wechselnden architektonischen Zeichen gegeben und fast alle großen Bauprojekte der Ulbricht-Ära entworfen. Die Bedeutung von Henselmann geht über seine Werke hinaus: Ihm wurde nachgesagt, „Menschen unterschiedlicher Temperamente unter Strom setzen und deren Kreativität anstacheln“ zu können. Die Urheberschaft seiner Entwürfe ist auch deshalb bis heute umstritten, weil Henselmann im sozialistischen Kollektiv entwarf.

Henselmann, 1905 in Roßla am Harz geboren und 1995 in Berlin gestorben, studierte an der Berliner Kunstgewerbeschule. Mit seinem ersten Werk, dem Haus Kenwin bei Montreux am Ostufer des Genfer Sees, hatte Henselmann seine Zugehörigkeit zur modernen Bewegung manifestiert.
1940 wurde ihm als „Halbjude“ die Arbeitserlaubnis entzogen. Ein Jahr später erhielt er eine Sondergenehmigung und entwarf „Siedlungshäuser für die Germanisierung Böhmens und Polens“.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Henselmann zum Direktor der Weimarer Hochschule für Baukunst und bildende Künste und 1953 Chefarchitekt für Ost-Berlin. Der von ihm geprägte Stil der „Nationalen Tradition“ orientierte sich an Schinkel: Das historisierende Hochhaus an der Weberwiese von 1952 zum Beispiel zeugt ebenso von der Auseinandersetzung mit dem Klassizismus wie die Turmhäuser am Strausberger Platz (1953) und am Frankfurter Tor (1960) entlang der Ost-Berliner Paradestraße.
Henselmann sah anstelle des geplanten Parteihochhauses im Zentrum der „Hauptstadt der DDR“ am Marx-Engels-Platz 1958 einen „Turm der Signale“ vor. Seine Idee wurde in Form des späteren Fernsehturms umgesetzt.

Das „Haus des Lehrers“ am Alexanderplatz in Berlin von 1961 zeugt als sozialistische Antwort auf den International Style von einem Richtungswechsel. Henselmanns Hochhäuser wie der runde Turm in Jena als Zeichen für die örtliche optische Industrie und das Uni-Hochhaus in Leipzig 1973 in der Form eines aufgeschlagenen Buchs sollten zu Symbolen der sozialistischen Überformung der DDR-Städte werden.

Ulf Meyer


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