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26.07.2002

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Diffus und nebelig

UIA-Forum mit Kisho Kurokawa


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Das 11. UIA-Forum am 25. Juli 2002 stand unter dem Motto "Ressourcen der Stadtplanung". Geladen war eine bunte Mischung aus Politikern, Architekten und Wissenschaftlern, die - mit unterschiedlichem Erfolg – versuchten, ihre Haltung zur Stadt zu formulieren.

Kisho Kurokawa (Japan) stellte in einem langen Eingangsvortrag zwei neue Stadtplanungen vor, für die sein Büro im vergangenen Jahr internationale Wettbewerbe gewonnen hatte: die Stadt Astana in Kasachstan, die im Jahr 2030 eine Million Einwohner haben soll, und eine Neugründung in China am Fluss Ero für 1,5 Millionen Menschen. Beide Städte gründen auf dem von Kurokawa bereits in den 60er Jahren formulierten Prinzip einer Stadt ohne Zentrum, sie folgen „keinem Masterplan, sondern einem Mastersystem“. Interessant war zu sehen, wie Kurokawa zudem bei beiden Projekten in großem Maßstab versuchte, seine in den 80er Jahren entwickelte „Philosophie der Symbiose“ anzuwenden. Mit der Erhaltung und Erweiterung von vorhandenen Topographien und Flüssen, Windenergiesystemen, dem Recycling von Abfallstoffen und einer reglementierten Bauweise mit teilweise nur zweigeschossigen Gebäuden versuchte der japanische Altstar die Stadt mit der Natur zu versöhnen.

Aus der Perspektive des Lokalpolitikers berichtete der stellvertretende Bürgermeister von Paris, Pierre Mansat, über die Probleme eines städtischen Ballungsraums. In Graphiken und Luftbildern führte er vor, wie eine Agglomeration mit 11 Millionen Einwohnern und 1281 Kommunen sich der kontrollierten Planung verweigert. Mit einer neuen Initiative, die seit einem Jahr Politiker mit Architekten und Stadtplanern an einen Tisch bringen soll, will Mansat versuchen, soziale Ungleichheiten und das Verhältnis zwischen Peripherie und Zentrum in den Griff zu bekommen.

Die weiteren drei Referenten (der Vortrag der auf dem Podium sitzenden New Yorkerin Diane Lewis wurde aus Zeitgründen auf den Folgetag verschoben) strapazierten das Publikum anschließend mit diffusen Einblicken in ihre Spezialgebiete: der israelische Architekt Michael Burt (Haifa) mahnte die zu erwartende Verdoppelung der Weltbevölkerung und die damit notwendige Verdichtung der Städte an, konnte aber als Antwort lediglich auf metabolistische Stadt-über-der-Stadt-Phantasien á la Yona Friedmann verweisen, was vom Publikum teilweise mit Gelächter quittiert wurde.
Necdet Teymur (London) verwies auf die Stadt als Ressource der Bildung. Städte seien für ihn „Orte, von denen man lernen kann, ohne Bücher zu lesen“. Ein Konzept, das aber aufgrund der „zwischen Zen und Marxismus“ springenden Gedankengänge wenig nachvollzogen werden konnte.
Der Mathematiker Vladimir Rodin (Woronesch, Russland) schließlich präsentierte seine Theorie von der Stadt als Formel und versuchte anhand von Tokio und New York die „Übereinstimmung mit den Naturgesetzen bei der Entwicklung der chaotischen Stadt“ darzustellen.

Der allzeit wortgewandte und gelassene Moderator der Veranstaltung Phillip Meuser (Berlin) hatte einige Mühe, die unterschiedlichen Referenten zueinander in Beziehung zu setzen. Das Profil der Veranstaltung blieb nach seinen eigenen Worten „diffus und nebelig“. Resigniert schloss er das Forum mit einer Warnung vor der „Selbstaufgabe von Architekten und Stadtplanern“.


Zum Thema:

www.uia-berlin2002.de
BauNetz-Meldungen zum UIA-Kongress
BauNetz-Kalender zum UIA-Kongress


 
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