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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Stadtrat_kippt_Muenchener_Werkbundsiedlung_Wiesenfeld_28556.html

26.09.2007

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Aus für Sakamoto

Stadtrat kippt Münchener Werkbundsiedlung Wiesenfeld


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Das ehrgeizige Vorhaben mehrerer Münchener Bauträgergesellschaften und des Deutschen Werkbunds, auf einem aufgelassenen Kasernenareal auf dem Münchener Wiesenfeld eine demonstrative Wohnsiedlung zu errichten, sind gescheitert. Mit der Sitzung des Bauausschussses des Münchener Stadtrats vom 26. September 2007 sprach sich die rot-grüne Mehrheit des Gremiums gegen den Entwurf von Kazunari Sakamoto aus. Damit dürften diese Pläne nicht zu realisieren sein. Es ist von einem neuen Wettbewerb die Rede.

Auf dem Areal sollten 24 freistehende Häuser mit Höhen von vier, acht und elf Geschossen entstehen. Kern der rot-grünen Kritik sind 11,9 Millionen Euro Mehrkosten für die 200 bis 300 geförderten Wohnungen gegenüber herkömmlicher Bauweise.

Die Siedlung war von Architektenverbänden wie BDA und Kammer befürwortet worden, weil hier ein zukunftsfähiges, ökologisch und sozial vorbildliches Modell für verdichtetes, ideal belichtetes und belüftetes innerstädtisches Wohnen vorgeführt werden sollte. SPD und Grüne lehnten dieses Modell wegen angeblicher ökologischer und sozialer Mängel jedoch ab.

Befürworter des Konzepts halten diese Gründe für vorgeschoben. Tatsächlich gehe es den Gegnern des Sakamoto-Entwurfs darum, das „vertikale“ Wohnen im Sinne der Moderne zu bekämpfen und vielmehr auf Motive der Bodenständigkeit und des Regionalismus zurückzugreifen. Offenbar wird hier in München ein Kulturkampf zwischen Modernisten und Traditionalisten aufgeführt, der an den Streit um die Stuttgarter Weißenhofsiedlung (1927) oder an den „Zehlendorfer Dächerkrieg“ (1928) erinnert – nur dass diesmal die Protagonisten aus dem parteipolitisch jeweils anderen Lager kommen: In München ist heute die CSU für die Moderne, Rot-Grün dagegen. In Bayern ticken die Uhren wirklich ein bisschen anders.

Benedikt Hotze

Weitere BauNetz-Meldungen zum Thema finden Sie in unserer Datenbank unter dem Suchbegriff .


Zum Thema:

www.werkbundsiedlung-wiesenfeld.de


Kommentare

19

archibernd | 27.09.2007 22:31 Uhr

wuerfelhusten

nun mag ein asiatisch klingender architektenname ja eine besondere versuchung sein, daß bda und werkbund sich dafür verwenden. man guckt dann vielleicht auch nicht mehr so genau hin, ob man in sowas wohnen soll, kann, mag? man kann ja inzwischen auch wissen, durch welche winkelzüge es 1927 zur weißenhofsiedlung gekommen ist - auch damals war man dem rausch der vielversprechenden namen verfallen. auch damals war besonders der werkbund blind in die modernistische falle gegangen, denn nie hat die weißenhofsiedlung den nachweis des 'rationellen bauens', der technischen (und finanziellen) überlegenheit führen können.

inzwischen kann man dazugelernt haben, wenn man das denn will. licht, luft und sonne scheinen auch heute noch, in einem land, in dem es keine kinder mit rachitis mehr gibt (auch, weil es gar keine kinder mehr gibt), den alten zauber auszuüben. unschlagbar jedoch der hirnkrepierer, 'vertikal wohnen' = modern, horizontal dagegen 'bodenständig und regionalistisch'. wenn sowas vom bda (und werkbund) unterschrieben worden ist, ist diesen vereinen nicht mehr zu helfen. diese argumentation bewegt sich auf dem niveau 'blaue augen=deutscher herrrenmensch / braune augen=türkischer bastard. daß die autoren auf fast der hälfte des beitrags diesen schwachsinn ausbreiten, deutet darauf hin, daß das ihre kernaussage, ihre fachmännische expertise ('baunetz für architekten') darstellt. hätte man dagegen jedoch mehr zum projekt ausführen wollen, hätte man so sorgfältig hinsehen müssen, daß einem möglicherweise klar geworden wäre, daß es sich - wieder mal - nur um 'des kaisers neue kleider', diesmal aus japanischer konfektion, handelt. daß jedoch konnte vermieden werden. wenn es hier einen 'kulturkampf' zu vermelden gibt dann den gegen die dummheit, der offensichtlich noch zu führen sein wird.

18

tap | 27.09.2007 18:10 Uhr

nörgel

guck mal, wie schön die kinder spielen, heinrich:

http://www.architekturarchiv-web.de/reichow.htm

17

heinrich deluxe | 27.09.2007 17:01 Uhr

an falk und die andern noergler

ich kann jedem kritiker dieses entwurfes die
aktuelle archplus ans herz legen. da wurden doch
tatsaechlich noch einmal grundrisse, die innovative ansaetze zeigen, publiziert.
die meisten duerften sich zudem im massstab irren, wenn sie diesen entwurf mit modernistischem staedtebau gleichsetzen.

16

Falk Jaeger | 27.09.2007 16:33 Uhr

Sakamotos Werkbundsiedlung

Hat sich eigentlich mal jemand die Grundrisse und Schnitte richtig angesehen? Belichtung, Besonnung, Aus- und Einblicke, Freiraumqualitäten? Welches sind denn die innovativen Errungenschaften? Und womit werden sie erkauft?
Mit Mosaik-Städtebau kann man schicke und (zurzeit) hippe Lagepläne entwerfen. Wohnqualität und Nachhaltigkeit geht anders.
Falk Jaeger

15

Ulrich Schildberg | 27.09.2007 08:10 Uhr

Sakamoto

Handelt es sich hier um eine Meldung oder einen Kommentar? Letztere sollten deutlich als solche gekennzeichnet werden. Der Kommentator verschweigt hier, dass bei der Realisierung des Sakamoto-Entwurfs die Kostenobergrenzen für den geförderten Wohnungsbau erheblich überschritten worden wären und diese Mehrkosten dadurch hätten aufgefangen werden, müssen, dass an anderer Stelle weniger geförderte preiswerte Wohnungen entstanden werden, an denen es in München überall fehlt.
Preisgekrönte Wettbewerbsentwürfe mit wegweisender Architektur sind ausserdem nicht immer guter Wohnungsbau, wie die Beispiele Messestadt Riem und Panzerwiese zeigen!

14

leider | 27.09.2007 00:05 Uhr

typisch

wenn das aber öffentlich bezahlt/gefördert ist sollte man halt auch das mit den kosten als planer geregelt bekommen.....
immer das selbe spiel: architekten motzen wei sie nicht realisieren duerfen anstatt mit dem was da ist zurechtzukommen (bin selbst arcjitekt ;-)

13

peter | 26.09.2007 21:09 Uhr

rot-grün

dass rot /grün für moderne und cdu/csu für den revisionismus stehen, ist wohl aus manchen köpfen nicht mehr herauszubekommen. wohlgemerkt ist hans stimmann im besitzt des spd parteibuches, genauso sind antja vollmer und wolfgang thierse flammende befürworter des berliner stadtschloss wiederaufbaus. vielleicht ist das alexa auch nur rot, weil es so gut zum berliner senat passt?

12

Fritz | 26.09.2007 19:24 Uhr

Aus für Sakamoto

Gratulation dem Stadtrat zu dem mutigen Schritt gegen das Urteil einer Jury die mit dem Wohnbau scheinbar nichts am Hut hat.
Die vielfach wettbewerbserprobten patterns oder Strickmuster haben doch nichts mit qualitativem Wohnbau und den zeitgemäßen Bedürfnissen der Wohnungssuchenden zu tun.
Jedenfalls auch Glück für den Deutschen Werkbund, der zum Jubiläum wahrlich besseres verdient.
Wie Kommentatoren darauf kommen diesen Entwurf als innovativ zu bezeichnen kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen,
städtebaulich monotones ödes Muster,
sozial ohne jedem zeitgemäßen Ansatz,
energetisch aufwändig (A/V ungünstig),
unökonomisch (Ursache des Scheiterns).
Oder waren es die gängigen Emental-Fassadenmuster die es der Jury angetan haben ?


11

voro | 26.09.2007 18:24 Uhr

Wohnen städtisch?

Nun bin ich mittlerweile wohl schon zu alt geworden, um nicht doch zu bemerken, dass in der Debatte um die Architektur des Wohnens nicht ggf. doch das Laufrad den Ton anzugeben scheint. Die Moderne ist prima gewesen für Licht, Luft und Sonne. Danach haben wir allerdings gelernt (oder doch nicht?), dass diese Merkmale nicht ausreichen, um Wohnen architektonisch und städtisch zu organisieren. Vorn - hinten, privat - öffentlich mussten wieder in Bau- und Stadtformen untergebracht werden und Licht, Luft und Sonne ebenfalls berücksichtigt werden. Wir lernten dann, dass "Siedlung" häufig gegen Integration in den kulturellen Stadtorganismus stand. Wir entschlossen uns daher gerade wieder mehr Stadt in die Stadt einzubauen (mit Kultur, Bildung, Ausbildung im Quartier in kurzer Erreichbarkeit). Außerdem bemerkten wir schon früh, dass Eingänge und Treppenhäuser umso stärkere Abnutzungserscheinungen aufwiesen, je mehr Wohneinheiten durch sie erschlossen wurden, also beschränkten wir diese Anzahl tunlichst auf ein Optimum. Höhere Punkthäuser haben dabei so ihre eigenen Schwierigkeiten, die den dort wohnenden Menschen nicht sehr anheimelnd erscheinen.
Das Wiesenfeld stand nun auch (wieder) für den großen und sozial undefinierten Freiraum (der eine eigene Faszination ausübt) – damit eben auch für die erneute Weglassung der Erkenntnisse der letzten 50 Jahre). Aber wir haben auch gelernt, es kommt immer auf das Klientel an (Wohnungsteilmärkte heißt das ökonomisch). Und bei diesem gibt es auch viel neues. Häufig werden solche und ähnliche Wiesenfeld-Bauweisen inzwischen als urban verkauft für das Klientel der mobilen und flexiblen, globalisierten "young urban professionals" mit überdurchschnittlich hohem Einkommen und wenig Bezug zum Quartier. Sie sind kaum zu Haus und kaum im Quartier und ziehen nach einigen Jahren ohnehin in eine andere Stadt oder ein anderes Land. Für diese Menschen mag es gehen, aber die hatte der Stadtrat sicherlich nicht als Zielgruppe im Auge. Wir müssen wohl doch mehr über städtisches Wohnen reden und uns klar werden aus welcher Perspektive wir das tun!

10

schnulli | 26.09.2007 18:18 Uhr

Aus für Sakamoto

Es stünde Benedikt Hotze besser an, sich an die Fakten zu halten statt emotionell vorbeizupolemi-sieren. Wie war es denn wirklich?
Es fing schon mit der Ausschreibung des Wettbe-werbes an, als der Werkbund, etwas blauäugig, schon städtebaulich neue Wege gehen wollte .
Das Scheitern war spätestens dann abzusehen, als der 1.Preis feststand. Jeder, der von Städte -bau ein bißchen was verstand, wußte, dass mit den zierlichen Hochhäuschen kein wirtschaft-licher Wohnungsbau zu machen ist, von sozialem ganz zu schweigen. Ich finde die Entscheidung der Jury eine Gemeinheit gegen die anderen Teil-nehmer, die durchaus brauchbare Lösungen abgegeben haben und Baukörper mit diesem dürftigen Ausbauverhältnis erst gar nicht ersthaft in Betracht gezogen haben.
Wenn dann als Ergebnis- auf öffentlichem Grund!-ein Städtebau für Gutbetuchte entsteht und die Stadt ihren sozialen Wohnungsbau außen vor errichten muss, kann man verantwortungsbe-wussten Stadträten nicht verargen, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen.

9

Achim | 26.09.2007 16:53 Uhr

oje

Völlig richtige Entscheidung, danke an den Stadtrat. Was war bitteschön in diesem Entwurf "innovativ und zukunftsweisend"?? Punkthäuser in einem Freiraum, der im Modell völlig undefiniert bleibt und dann (vgl. Skizze) zwangsläufig irgendwie mit Zäunen zugemüllt werden muß, dazu nicht einmal der Versuch einer energetischen Optimierung ... das Ergebnis wäre so schlecht wie das Hansaviertel geworden, das ist doch aber schon 50 Jahre alt. Die Architektenschaft tut sich sicher keinen Gefallen, wenn sie jeden Krampf bis aufs Messer verteidigt, solange er nur ein Flachdach hat . An welcher Uni wird so etwas eigentlich noch gelehrt? Das ist ja ein Fall für den Denkmalschutz ...

8

5elf | 26.09.2007 16:33 Uhr

Sorry, Sakamoto.

Diese Entscheidung enttäuscht zutiefst. An der Uni bringen wir unseren Studenten dieses Projekt seit seiner Veröffentlichung als herausragendes und zukunftsträchtiges Konzept neuen individualisierten Wohnens in der Stadt nahe - ein intelligent verdichtetes Gegenkonzept zur Zersiedlung der Stadtränder und schlechten Alternativen in den Kernen. Was die Berliner Townhouses nicht geschafft haben, war hier greifbar und hätte den deutschen Wohnungsbau wirklich einen deutlichen Schritt voranbringen können. Was sollen wir jetzt nur den Studenten sagen ?? Zurück in die 30er ? Peinlich.

7

Hengsti | 26.09.2007 16:30 Uhr

Werkbund Wiesenfeld

Schade ,
schon wieder wird ein vorbildliches und zukunftsweisendes Konzept im Stadtrat gekippt mit dem Argument Mehrkosten und. mangelnder sozialer und ökologischer Ziele. Hallo, die Vertreter im Rat haben doch gerade diese Ziele im Auge gehabt. Was ist??
Wiso hat den vor Jahren Stadtrat die enorme Höhe an € für den Tunnel West der A99 für vertetbar gehalten und sogar Eigenmittel vorgeschossen.? Hier unter der Erde ist alles sozial ökologisch in Ordnung, kann wohl keiner mit seiner Meinung fehlgehen.!!
Sparvorschlag für weitere Entscheidungen: Das Geld wird eingespart durch freiwillige Reduzierung des Stadtrates auf 40 Ratsmitglieder zu den nächsten Kommunalwahlen. Weniger aber qualifizierte Entscheidungen für ein leuchtendes München könnten erhofft werden.

6

tap | 26.09.2007 16:23 Uhr

innovativ ?

mir wird der innovative ansatz oder auch einfach nur der unterschied zum mislungenen städtebau der 60er und 70er jahre vorstädte anhand der pläne auch nicht wirklich deutlich.

in den zeichnungen zu den heute oft mit großem aufwand mehrfach revitalisierten satelitenstädten (neue vahr süd) sieht es genauso idyllisch zwischen den freistehenden blöcken aus.

5

alex | 26.09.2007 16:05 Uhr

Container

Lieber Münchner Stadtrat, stellt doch einfach Container auf, dann wird es schön billig. Auf räumliche Qualität für Nutzer und Bewohner und auf eine in Deutschland selten anzutreffende, spannende Strukturierung eines Wohnquartieres braucht man ja nicht zu achten. Eines jedoch beruhigt. Nicht nur in Berlin wird eine architektonische Chance nach der anderen vertan. Darum gilt auch für die bayerische Landeshauptstadt: Armes München!!!

4

franz-Josef | 26.09.2007 16:00 Uhr

... und was wird daraus?

Schätzungsweise werden sich die Bauträger zusammentun und lange 3-5 geschossige Wohnriegel in geringem Abstand mit einfachen Pultdächern und einem Kindergarten oder-krippe und einem EInkaufszentrum als soziale Errungenschaft vorschlagen, gewinnen und dann auch in mittlerer Qualität aufbauen. Davon gibt es in München doch schon einige Siedlungen.

3

wojtaz | 26.09.2007 15:39 Uhr

blocktrans

blockrand rulez! da ist wohl eher regionalistische durchschnittsarchitektur gefragt...chance auf mal was neues menschenverachtendes vertan. neuer wettbewerb, neues glück...gut das die bayern genug geld haben für neue wettbewerbe und transrapidos und so.

2

martin | 26.09.2007 15:38 Uhr

Sozial usw.

Na, inzwischen kann sich die CSU ja mit dem 1,85 Mrd. teuren Transrapid trösten....für 37 km....(Ich will jetzt nicht aufführen, wieviele Schulen man dafür sanieren könnte....)

Aber zurück zum Wohnprojekt. Wer sollte eigentlich die Mehrkosten schultern? Die Mieter natürlich! Also reden wir dann über hohe Mieten, zumindest deutlich höhrere.
Damit stellt sich der soziale Ansatz doch gleich wieder in den Schatten.
Ein paar ausführlichere Fakten zur besagten Bauweise wären im Übrigens hilfreich.

1

schnee | 26.09.2007 15:35 Uhr

von gestern

wieso man 100 jahre spaeter immer noch die gleichen diskussionen fuehrt.. warum nicht einfach mal zeitgenoessisch anstatt 'modern'

 
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